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Weblogit | December 22, 2024

Dell XPS 13 Developer Edition Ultrabook im Test

Linux auf einem Notebook - das kann doch nur schiefgehen?

Als ich vom Vorhaben von Dell hörte, ein vorkonfiguriertes und abgestimmtes Linux-System auf der schicken XPS-Reihe ihrer Ultrabooks anzubieten, war ich sofort interessiert an einem Test.

Im März kamen die Geräte recht still und leise auf den Markt, nur wenige Endnutzer hörten überhaupt von ihnen. Ein paar Monate später wurden wir von Dell kontaktiert, es stünden nun Testgeräte des Dell XPS 13 Developer Edition Linux Ultrabooks zur Verfügung. Der Codename des Projekts ist übrigens Sputnik - nur mal am Rande, die Bezeichnung ist ja so schon sehr knapp geraten.

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Was hat Dell überhaupt mit Ubuntu Linux an der Mütze?

Die Vorgeschichte zum Ultrabook für Ubuntu sei auch mal kurz erwähnt, bevor wir uns mit dem eigentlichen Gerät auseinandersetzen. Dell wollte Linux auf einem Ultrabook vernünftig umsetzen und die oftmals unangenehmen Hürden á la Treiberkompatibilität und alle anderen rauen Ecken von Ubuntu glätten, um Entwicklern eine solide Erfahrung zu bieten - und zwar out-of-the-box. Sämtliche Zusatzbemühungen die Maschine und Linux besser zu verpaaren, fließen auch in die Open Source Szene zurück. Klingt nach einer Win-Win Situation, oder?

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Die Tastatur und die gummierte Fläche sammeln leider jedes Staubkorn und (Katzen-)Haar aus der Luft.

Linux war früher auch ein Synonym für /headdesk

Ich hatte bislang ausgiebige Erfahrungen mit GNU/Linux in diversen Distributionen sammeln können, die kein einziges Mal über die 48-Stunden-Marke hinaus ging. Wie so viele andere unerfahrene Nutzer scheiterte ich an den üblichen Stolpersteinen, beispielsweise bei der Installation vernünftiger Grafiktreiber. Der Prozess ist mittlerweile bei modernen Distributionen á la Ubuntu (das übrigens auch beim XPS 13 Einsatz findet) schon wesentlich userfreundlicher geworden, manchmal landet man aber trotzdem außerhalb der GUI-Welt weil etwas schiefgegangen ist. In der Shell. Was nun?

Die Lösung ist für Neulinge oft schwer nachzuvollziehen, Xorg.conf geht irgendwann fast jedem auf die Nüsse, ohne Kenntnis des startx-Befehls kratzt man sich am Kopf und überhaupt ist es eine einzige Katastrophe. Läuft auf der (noch nicht mal wirklich exotischen, aber aktuellen Hardware) endlich mal der richtige Grafiktreiber des jeweiligen Herstellers, stellen sich neue Wunder der Benutzungserfahrung heraus. Probleme mit Ethernet, WLAN, Bluetooth oder dem Touchpad treten plötzlich auf oder sind von vornerein bereits präsent.

GNU/Linux war bei meinen Gehversuchen mit SuSE und anderen Distributionen inklusive früherer Ubuntu-Versionen nichts für Menschen, die sich nicht in einer engen Beziehung mit dem Betriebssystem sehen oder sich selbiges vorstellen können.

Ubuntu ist mittlerweile (größtenteils) erwachsen und mächtig

Mittlerweile sieht die Welt ganz anders aus, so lässt sich Ubuntu in etwa einer Viertelstunde auf fast jedem Note- und Netbook von einem Laien installieren oder Live via USB-Stick ausprobieren, bevor es zu einer Installation kommt. Der Windows-Installer gestattet zudem einen bequemen Start aus Windows heraus, wenn man mit der Selektion von Bootmedien bereits überfordert ist.

Ein Software-Management-Center á la App Store bei Mac OS X oder Microsoft Store bei Windows erlaubt die einfache Installation und Deinstallation von Programmen ohne apt-get-Gefummel und Frustration, zumindest in etwa 90% der Fälle. Gelegentlich müssen Quellen für den Bezug von Software hinzugefügt werden, was aber auch recht schmerzfrei ist. Ansonsten liefert Ubuntu den Komfort und die Optik eines modernen Betriebssystems mit allen Bells & Whistles, bei der Effizienz von Linux. Niedriger Bedarf an Arbeitsspeicher, schlanke Systemprozesse und keine ständige Defragmentierung von Nöten. Außerdem die volle Kontrolle, wenn man sie möchte, über sämtliche Aspekte des Betriebssytems und über freie Software natürlich auch.


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Ubuntu für Entwickler - was ist da anders?

Als Gelegenheitsprogrammierer habe ich außer JavaScript und ein bisschen PHP nicht viel Erfahrung und Bedarf an echten Programmiersprachen unter der Kappe, folglich kann ich nur meine Perspektive schildern. Ich bin froh, wenn mein Betriebssystem sich tweaken lässt, die Tools konfigurierbar sind und ich mit Mac-ähnlichen Features und effizient arbeiten kann. Das ist bei Ubuntu und dem Dell XPS 13 überhaupt keine Frage.

Für richtige Hardcore-Webentwickler ist das aktuelle Thema: Wie kann ich meine Apps bzw. webbasierten Dienste für die Cloud möglichst schnell prototypisieren, skalierbar umsetzen und möglichst wenig Zeit in die nervenaufreibende Konfiguration von Diensten á la MongoDB, Apache, mySQL, Ruby und dergleichen stecken?

Die Antwort liegt in Juju, einer Plattform für rasend schnelle Entwicklung, bei der sich ideale Performance im Zusammenspiel der unterschiedlichsten Dienste erreichen lässt. Mit wenigen Befehlen baut sich eine komplette Umgebung in einer “kleinen Cloud” auf, die beinahe ebensoschnell in die finale Cloud bei Amazon oder typischen Diensten übertragen wird - alles ohne Reibung und offenbar mit unübertroffener Eleganz, fast schon per Drag and Drop, da die einzelnen Dienste als sogenannte Charms vorliegen und nur noch zusammengesetzt werden müssen. Die optimale Konfiguration erfahren sie durch die gewisse Portion Hexerei. Wer mehr über Juju und die geheime Voodoo-Magie dahinter erfahren möchte, kann hier einfach mal reinschauen.

Dells Beiträge zu einer besonders schmackhaften Ubuntu-Sorte

Juju gibt es für jedes Ubuntu-System, für den Dell XPS 13 Developer Edition ist es praktisch prädestiniert. Zusätzlich hat Dell auch zwei eigene Tools im Open Source Rennen, die für Cloudentwickler gedacht sind. Das erste nennt sich Profile Tool und dient zur Weitergabe und Nutzung von speziellen Profilen auf Github, die eine komplette Entwicklungsumgebung samt aller Anpassungen, Umgebungsvariablen und Tool-Ketten beinhalten. Damit können in Teams arbeitende Entwickler schnell und einfach mit derselben Basis durchstarten effektiv kooperieren.

Das zweite von Dell bereitgestellte Tool ist der Cloud Launcher, der allein für sich bereits ziemlich abgefahren ist. Damit lässt sich eine “Microcloud” auf dem Ultrabook erstellen, die eine hochskalierte Umgebung simuliert, in der das eigene Produkt auf Performance und Probleme geprüft werden kann. Von da aus geht es dann nahtlos in die Cloud weiter, mithilfe von Juju. Der Launcher ist auf Github zugänglich und erlaubt Erweiterungen durch die Community.

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Außerdem hat Dell dafür gesorgt, dass das einst für Windows produzierte Ultrabook möglichst stabil, flüssig und performant mit Ubuntu zusammenspielt. Dazu zählt auch die Hardware, die hier in sämtlichen Aspekten funktioniert, wie sie soll. Das Touchpad unterstützt den Zweifinger-Scroll, die Funktionstasten tun das, was sie sollen und der Standy-Modus führt nie zu Problemen oder gar Kernel Panics. Das klingt nicht spektakulär, ist aber hinsichtlich der Geschichte von Ubuntu Linux nicht selbstverständlich und äußerst angenehm. Richtig harte Linux-Geeks sehen noch Optimierungsbedarf hinsichtlich der Energiesparfunktionen und einiger Konfigurationsdetails, Dell hat also nicht das Maximum aus dem Gerät herausgeholt, wenn man der Community glauben kann.

Trotzdem richtet sich alles am Dell XPS 13 Developer Edition größtenteils nach der DevOps-Philosophie, also der engen Zusammenarbeit aus dem operativen Bereich der IT, sowie der Entwicklung. Das Gerät ist hinsichtlich der Spezifikationen sicherlich ein Traum für viele mobil arbeitende Entwickler und lässt vor allem beim Display keine Wünsche offen.

SPEZIFIKATIONEN:

  • 2,0 GHz Core i7 (Turbo-Boost bis 3,1 GHz)
  • 8 GB DDR3-RAM bei 1600 MHz
  • integrierte Intel-Grafik HD 4000
  • 256 GB Samsung PM830 SSD
  • 1920*1080px IPS Display mit 13,3 Zoll
  • WLAN-N und Bluetooth 3.0
  • 47-Wattstunden 6-Zellen Akku
  • DisplayPort, zwei USB 3.0 Ports
  • 1,36 Kilogramm leicht

Das IPS-Display ist logischerweise sehr blickwinkelstabil, liefert vernünftige Farben und eine ordentliche Helligkeit (Dell spricht von 350 cd/qm) - ist aber gleichzeitig glossy. Das hat natürlich seine Vor- und Nachteile, insgesamt ist das Bild bei glossy Displays brillianter, dafür kann man sich damit nicht in die Sonne setzen.

Aber ganz ehrlich: Welcher Entwickler sitzt schon ständig in der Sonne und wer kann länger als eine Viertelstunde auf einer Parkbank oder von einem umbequemen Café-Sitzplatz aus arbeiten? Ein bisschen Schatten ergibt sich doch fast überall, wo ein Tisch steht - dort hat es mich dann schließlich auch hinverschlagen. Und die Arbeit mit dem Dell XPS 13 Dev Edition macht wirklich Laune, nicht nur wegen dem Display. Trotzdem ist wohl das Display der größte Pluspunkt, nebst dem superschlanken Design. Die hohe Pixeldichte von Full HD Auflösung bei 13,3 Zoll kann sich sehen lassen und sorgt für superknackigen, winzigen Text und massig Platz bei der Standard-DPI-Konfiguration. Zwei Fenster nebeneinander steigern unterwegs die Produktivität wie zwei Monitore nebeneinander, was auf jeden Fall zu bedenken ist. Ich würde mir niemals ein Notebook mit geringerer Auflösung zulegen - wer ein MacBook Pro Retina benutzt, hat nativ sogar weniger Platz zur Verfügung (aufgrund der Skalierung).

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Die Tastatur hat einen angenehmen Anschlag und ist in etwa mit dem Feeling einer modernen Apple-Tastatur zu vergleichen, wirkt insgesamt nur minimal weicher. Wie für die Dell XPS-Serie üblich finden wir rundherum eine leicht gummierte Oberfläche vor, die sich überraschend angenehm anfühlt. Das Touchpad ist angenehm zu bedienen und verfügt über keine Teilung, dennoch werden Klicks sauber registriert (wenn man denn ein Tastenklicker ist und nicht via Tap klickt). Ubuntu unterstützt übrigens auch Gesten mit bis zu 3 Fingern, Randscrollen und das bereits erwähnte Zweifinger-Scrolling.

Durch die dunkle Gesamtoptik lenkt nichts vom Bildschirm ab, hier wurde praktisch und ästhetisch zugleich gedacht. Der Deckel ist äußerst robust und gibt dem oberen Chassis genügend Stabilität, die Unterseite ist ebenso gewohnt steif und wertig. Der Aludeckel lässt sich einfach von Fingerabdrücken und anderen Verschmutzungen befreien, die Gummifüße auf der Unterseite sind sehr grippy, aber dafür eben auch Staubmagneten. Die Unterseite ist mit einem Schachbrettmuster versehen, in der Mitte ziert ein Deckel mit Ubuntu-Logo das Gerät.

Etwas ungünstig: Der Bildschirmdeckel ist nicht wirklich ergonomisch gestaltet. Das Öffnen gestaltet sich etwas nervig, da wurde nicht mitgedacht. Selbst mit zwei Händen muss die Unterseite gut festgehalten werden, die Kerbe zum Öffnen liefert kein gutes taktiles Feedback. Ansonsten ist die Ergonomie gut, die Anschlüsse sind vernünftig platziert, die Hände haben eine gute Auflagefläche für kurze Ruhepausen und ecken nur bei unergonomisch hohen Tischen an die Vorderkante an, die etwas entschärft werden könnte.

Im Normalbetrieb wird das Gerät überhaupt nicht warm, selbst eine kurze Runde Rendering mit Blender erzeugte keine sonderliche Wärme auf der Unterseite. Wer das Gerät mehrere Stunden nutzt und reichlich CPU-Last erzeugt, wird dennoch irgendwann den Lüfter vernehmen können. Dieser ist als ultrabooktypisch zu beschreiben und operiert in angenehmen Frequenzbereichen (eher niedrigfrequent und luftstromlastig zu beschreiben), wenn auch irgendwann hörbar. Hier gibt es also bei einem technisch einwandfreien Gerät (wie unser Testmodell) keinen Grund zur Beanstandung. Die 720p-Webcam liefert ein einwandfreies Bild, überraschend klar und detailliert für ein Notebook. Die Sprachqualität der dualen Mikrofone habe ich nicht überprüft.

Weiteres zur Hardware des Dell XPS 13 “Sputnik”

Der Arbeitsspeicher ist fest mit dem Motherboard verlötet worden und kann nicht vom Nutzer ausgetauscht werden. Die SSD liefert anhand des Modells hervorragende Datendurchsatzraten, sowohl beim Schreiben als auch beim Lesen. Das ist keine Überraschung, denn die Samsung PM830 gehört zu den aktuell besten erschwinglichen Varianten im mobilen Speicherbereich und verfügt über eine hervorragende Langlebigkeit, weswegen ich sie auch in meinem Desktop nutze, in Form der neueren Generation als Pro-Version PM840 Pro. Die Boot-Zeit hat mich im Vergleich mit einem Ubuntu Netbook mit mechanischer Festplatte aber nicht vom Hocker gehauen, das Dell XPS 13 fährt in etwas mehr als 10–12 Sekunden hoch, während ein älteres Lenovo Netbook auch in etwa 15 Sekunden bereitsteht (wohlgleich mit frischer Installation). Die Bootzeit ist aber nicht so relevant, wenn das Gerät sowieso meist aus dem Sleep oder Deep Sleep geweckt wird. Die Angaben von Dell mit 3 respektive 5 Sekunden sind in der Realität auch zutreffend.

Die Lautsprecher sind ausreichend für das Betrachten von Videos auf YouTube und genügen beispielsweise für verständliche Video-Tutorials oder ganz dezente musikalische Untermalung. Die Lautstärke ist völlig in Ordnung, der Tonumfang typischerweise eingeschränkt, aber hier erwartet auch niemand ein Konzert erster Güte. Der Kopfhörerport ist störungsfrei und liefert ein vernünftiges analoges Signal.

Für Spiele ist das Dell XPS 13 Developer Edition natürlich weniger geeignet, so kann das integrierte Grafikchipset nur einfachste Aufgaben übernehmen und ist mit der oftmals schlechten Optimierung von bspw. Steam-Titeln für Linux eher überfordert. Da kann auch die schnelle CPU wenig reißen.

Der Akku überlebte bei mir nach voller Ladung etwa 4,5h bei niedriger Helligkeit und primärer Browsernutzung mit ein bisschen WordPress, aktivem WLAN, deaktiviertem Bluetooth und ohne Lautsprechernutzung. Die Last wäre also auch mit einfacher Webprogrammierung oder Textverarbeitung zu vergleichen. Von multiplen Desktops machte ich ebenso Gebrauch, was das recht sparsame integrierte Chipset zwischendurch (bei der Übergangsanimation) taxiert haben dürfte.

Leider ist das XPS 13 momentan nur auf Anfrage bei Dell erhältlich, aus dem Online-Store wurde es scheinbar gestrichen. Das ist natürlich immer das Risiko bei einem Nischenprodukt, bei dem die Anfrage sich auf eine recht kleine Gruppe beschränkt.


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Bewertung

Performance
9
Ergonomie
8.5
Optik
9.5
Praxistauglichkeit
8
8.8

Nice to have

Das Dell XPS 13 Developer Edition ist ein schöner Einstieg in die tapfere neue & unproblematische Ubuntu-Welt mit vernünftigem Hardwaresupport und vor allem spitzenmäßiger Hardware für Web- und Cloud-Entwickler. Die Verarbeitung und das Design suchen unter Linux-Notebooks ihresgleichen - allerdings sind seit Ubuntu 13.04 auch alle möglichen anderen Ultrabooks konkurrenzfähig, wenn es um Kompatibilität geht.

Trotzdem besticht es insgesamt durch eine stimmige Umsetzung, solide Qualität und gute Praxistauglichkeit. Wer einen Akku-Langstreckenläufer sucht, wird hier aber leider nicht fündig. Wer Auflösung, rohe CPU-Power und ein unkompliziertes Betriebssystem für besseren Fokus auf die tatsächliche Code-Arbeit sucht, findet hier ein hervorragendes Modell.


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