Jimmy Iovine und Dr. Dre (auch bürgerlich als Andre Romelle Young bekannt) dürften in den nächsten Wochen die eine oder andere Gin & Juice Party veranstalten. Apple hat Beats für schlappe 3 Milliarden US-Dollar übernommen und die beiden Musik-Unternehmer direkt ins Boot geholt. Was sagt Tim Cook zu dieser Entscheidung, wo ist hier die Motivation für die Akquisition von Beats durch Apple zu finden?
Die kürzeste Erklärung: Apple hat den Zug mit der durch iTunes angestoßenen Musikbusiness-Revolution verpasst und holt jetzt mit einem Schlag auf. Dienste wie Spotify, Rdio, Pandora und Beats Music sind attraktive Alternativen zu iTunes und iTunes Radio. Teilweise wird dort unentgeltlich und werbefinanziert der unbeschränkte Zugang auf vergleichbar große Musikbibliotheken geboten, wie wir sie von iTunes kennen.
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Kleiner Exkurs zu Spotify: Was enorm vielversprechend anfing und immer noch ein toller Dienst ist, hinkt so langsam hinter der Konkurrenz zurück. Es gibt zwar intensive Bemühungen, mit menschengenerierten Playlists aufzuholen - die Empfehlungen und Zusammenstellungen von Spotify können aber mit Beats Music oder gar Rdio nicht mithalten. Und wie wichtig ist die personalisierte Empfehlung im Zeitalter der Ego-Cloud geworden? Right, sie steht so ziemlich an der Spitze des angeblichen "Du bist der Kurator"-Konsums, denn nur wenige User bauen tatsächlich extensive Playlistsammlungen auf lange Sicht. Wir nehmen gerne fertige Packages entgegen, die dann aber bitteschön auch unseren musikalischen Gaumen entzücken sollen.
Was Tim Cook an Beats so gefällt: Die von Menschen zusammengestellten Playlisten wurden von Cook als Qualitätsmerkmal des Musikdienstes von Dre und Iovine hervorgehoben, außerdem Features wie "The Sentence" und der allgemein differenzierten Nutzungserlebnisse mit Beats Audio.
Hätte Apple diesen Dienst nicht auch selbst bauen können? Ist es nicht schier peinlich, dass Dre und Iovine das besser hinbekommen haben und nun akquiriert werden? Laut Cook ist bei Apple der vollständige "Eigenbau" von Diensten nicht die oberste Direktive, sondern es seien die Menschen. Könnte auch PR-Sprache ohne Inhalt sein, wenn ihr mich fragt. Aber Recht hat er darin natürlich, Apple muss nicht alles bauen. Vielleicht hat der letzte Versuch aber auch einfach nicht geklappt? Man kann nicht immer den Nerv der Zeit treffen, die Trefferquote von Apple ist ja dennoch beachtlich hoch und nicht unter den Tisch zu kehren.
Beats wird innerhalb Apple übrigens als eigenständiges Tochterunternehmen weiterlaufen.
Wie dem auch sei: Von Außen sind diverse Gründe zu sehen, die für Beats sprechen:
- Die Hipness-Welle von weißen Apple-Ohrhörern mit mittelmäßigem Sound ist am abflachen, die Werbewirkung der Earbuds und EarPods eher ausgelutscht. Dieser Deal bringt nicht nur softwareseitig eine frische Infusion - Apple weiß auch die genauen Verkaufszahlen der Dre Beats Kopfhörer aus den eigenen Stores und ist somit wohlinformiert.
- Dre und Iovine sind spannende Galionsfiguren für eine seltsame Zeit, in der Alicia Keys als "Creative Director" von BlackBerry auftrat (zumindest bis Januar 2014). Möglicherweise können sie ja tatsächlich etwas Innovatives beitragen und eine Funktion erfüllen?
- Beats Music ist noch viel spannender als die Kopfhörerdivision, möglicherweise der erste Musikstreamingdienst der das Business geknackt hat. Außerdem bringt der Dienst die ersten 250.000 Abonnenten mit an Bord, die offenbar in der kurzen Zeit seit Launch bereits als loyales Gefolge posieren und vom Dienst begeistert sind.
Habe ich etwas vergessen? Was sagt Ihr zu dem Deal? Was haltet Ihr von Dre Beats Headphones? Mir persönlich gefällt die starke klangliche "Vergeschmacklichung" nicht, ich bevorzuge weitestgehend neutrale Kopfhörer mit großer Bandbreite.
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