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Weblogit | April 16, 2024

Amazon Prime Air: Sascha Pallenberg und die Marketing-Blase

Amazon Prime Air: Sascha Pallenberg und die Marketing-Blase

Gestern, als der letzte Fitzel der Medienlandschaft über das ehrgeizige Drohnen-Projekt von Jeff Bezos (Amazon-Gründer) berichtete, kam vielen nichts besseres in den Sinn, als die Vision von Bezos als Lachnummer zu klassifizieren. Oder aber als Marketing- und PR-Gag.

Besonders unser werter Kollege Sascha Pallenberg von Mobilegeeks, der sich bekanntlich zu den bekanntesten deutschen Bloggern zählen darf, blamierte sich bei einem seltsamen ROFL-Posting zur obigen Thematik mit Polemik und Halbwissen. Danach argumentierte er den missglückten Meinungsbeitrag künstlich herunter. Ich frage mich ernsthaft, wieso, lieber Sascha, du einerseits von einem genialen Marketing-Schachzug sprichst, andererseits aber offensichtlich überhaupt keinen Schimmer vom aktuellen Stand der Dinge hast. Wärest du wirklich Realist, wie du es mehrfach erwähnst, dann hättest mindestens den Weitblick, erkennen zu können, dass genau solche Projekte ein integraler Teil der nächsten industriellen Revolution sein wird, die uns in den nächsten Monaten und Jahren bevorsteht. Auch UPS und die DHL testen seit einiger Zeit die Brief- und Paketzustellung via Drohne.

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Drohnen, Quad-, Hexa- und Octacopter (Sidenote: es heißt Octacopter (= 8 Rotoren), nicht Octocopter (= Tintenfischhubschrauber)) spielen nur eine untergeordnete Rolle. Der Inbegriff der Automatisierungs-Revolution sind umgebungsadaptive, intelligent handelnde Roboter und Algorithmen. Das zieht sich auch in die Herstellung bis hin zum 3D-Druck, der die Prototypisierung von autonomen Maschinen massiv beschleunigt. So viel Zukunftsblick müsstest du als Techblogger besitzen. Dass die einstigen technologischen Restriktionen aus Deiner in Kommentaren erwähnten Ausbilderkarriere für Radarleitoffiziere nicht mehr gelten, muss man sicher nicht erklären?

Schon heute kommunizieren intelligente Flugroboter (selbst im kleinsten Formfaktor) miteinander, um Kollisionen zu vermeiden oder nehmen Formationen ein, um gemeinsam Aufgaben lösen zu können. Koordination, Unfallvermeidung und Adaption sind maßgebliche Forschungsziele, die allesamt auf Anwendungen in der echten Welt abzielen. Anders als bei Googles selbstfahrenden Automobilen ist die Kollisionsgefahr merklich kleiner in einem dedizierten Luftraum. Und jetzt zu deinem eigentlichen Artikel/Rant, der unübertroffen missglückt ist:

"Die Meldung, dass Amazon in Zukunft seine Pakete via Drohnen zustellen moechte, wird heute gnadenlos durch die Medien schiessen und das ohne Ausnahme. Hinterfragt wird das gesamte Konzept selbstverstaendlich nicht und dabei muss man sich einmal nur knapp 7 Sekunden darueber Gedanken machen, welchen Quatsch Bezos da rausgehauen hat."

Sieben Sekunden waren in deinem Fall offenkundig zu viel - oder zu wenig. Bezos sprach von einer Vision, die innerhalb eines optimistisch gewählten Zeitraums bald Wirklichkeit werden soll. Eine hochentwickelte Drohnenflotte soll kleine Pakete über den Luftweg zum Kunden bringen. Die Nichthinterfragung beziehst Du offenbar auf "die Medien", deren Coverage zum Zeitpunkt des Schreibens noch nicht live war. Es wird also auf Basis der eigenen Spekulation die spekulative Kompetenz eines Prototypen-Konzepts kritisiert?

"Mal davon abgesehen, dass die knapp 2kg Traglast eher unpraktisch sind, wenn man einen 60-incher ausliefern moechte (oder rotieren die Octocopter dann im Schwarm rueber zum Kunden?), so ist die Reichweite mit knapp 16km das naechste Problem."

Deine als Witz ausgelegte Frage, ob möglicherweise ein 60-Incher von einem Schwarm "Octacopter" zum Kunden transportiert wird, ist gar nicht mal so verkehrt und rein technologisch betrachtet bereits heute möglich (Flatscreens wiegen keine 30 Kilo mehr). Nicht nur an der ETH Zürich wird deshalb an verschiedenen Regelsystemen gearbeitet, die Octacopter schon heute kollisionsfrei nebeneinander im freien oder festen (Teil-)Verbund fliegen lassen, ohne dass auch nur eine menschliche Hand eingreift.

Warum Du Dich nun ausgerechnet auf die Traglast und Reichweite der Amazon-Prototypen einschlägst, ist mir schleierhaft. Simples Beispiel: Die Smartphones, die du regelmäßig unter die Lupe nimmst, werden von Jahr zu Jahr auch leistungsfähiger. Natürlich weitaus schneller, als es im Bereich der RC-Motoren und Akkus der Fall wäre, aber wir sehen durchaus deutliche Steigerungen in puncto Kosteneffizienz von Mikrocontrollern (durch die steigende Anfrage) und in den Algorithmen für möglichst energiekonservative, unfallfreie Flüge und Stabilisierung. Drohnen sind auch ein Innovationsmotor für neue Bauformen und regen Industrial Designer auf der ganzen Welt zu völlig abgefahrenen Ideen an.

Selbst wenn es bei den 2kg Traglast und 16 km Reichweite bleiben sollte, halte ich das sogar für ausreichend, um damit damit an den Start zu gehen und regional erste Pakete ausliefern zu können. So groß das Sortiment von Amazon auch ist, über 2 Kilogramm kommen verhältnismäßig wenige Produkte. Ausschließen kann man hier tatsächlich fast nur Waren wie TV-Geräte, Notebooks eventuell noch und Möbel. TV-Geräte und Möbel liefert ohnehin die Spedition, von daher überflüssig sich argumentativ darauf zu stürzen. Weiter sind Lastunterschiede zu bedenken (wie war das mit den sieben Sekunden Bedenkzeit?), eine Drohne fliegt selten mit derselben Last zurück. Last steht wiederum in direkter Relation zur aufzuwendenden Energie für den Rückflug.

"16 Kilometer bedeutet nicht mehr und nicht weniger, als das der Kunde maximal 8 Kilometer vom Lager entfernt wohnen darf, was gerade in Ballungszentren dieses Konzept zu einem Dingen der Unmoeglichkeit macht oder wird Amazon demnaechst an jeder groesseren Kreuzung ein entsprechendes Warenhaus installieren?"

Sehe ich anders und bei Weitem nicht so gravierend. Gerade weil es Ballungszentren gibt, denke ich, das Amazon Prime im großen Stil durchaus funktionieren kann. Ein zentrales Lager pro Stadt, von dem die Drohnen zum Kunden aufbrechen. Per Luftlinie gerechnet ließe sich mit 8 Kilometern in eine Richtung ein Großteil der deutschen Großstädte versorgen, wo es auf eine schnelle Lieferung ankommen würde. Klingt doch plausibel, meinst du nicht? Ebenso stelle ich mir Zwischenstationen und reine Trägerdrohnen vor, die Waren vielleicht sogar von einem Lager zum anderen transportieren. Dezentralisierung ist das Schlüsselwort.

Dass künftig keine Drohnen-Geschwader in Bad Hersfeld (Standort eines größeren Amazon-Lagers) starten, lässt sich von den bislang bekannten Infos ableiten, widerlegt aber überhaupt nichts.

Das zweite Konzept hierbei: Genau wie bei Amazon Prime trifft dieses Angebot garantiert nicht den Nerv von jedem Verbraucher. Wie wichtig ist die Lieferung innerhalb von 30 Minuten, wenn sie mit einem Aufpreis verbunden ist? Der Kundenkreis wird sich zunächst auf einen kleinen Kreis beschränken, der sich den Service leisten kann - und ihn wirklich benötigt.

"Lassen wir mal die Herausforderungen in Bezug auf Flugaufsichtsbehoerden und M2M-Kommunikation (wenn 2000 Drohnen ueber San Francisco Pakete ausliefern, dann sollten diese sich auch ein wenig untereinander abstimmen koennen) aussen vor und wenden uns ganz weltlichen Problemen zu."

Habe ich oben bereits etwas erläutert. Teilweise heute schon Realität und möglich. Luftstraßen und Regelungen sind natürlich dennoch erforderlich.

"Wetten, dass diese Flugmaschinen im Dutzend mit irgendwelchen Luftgewehren vom Himmel geholt werden? Oder in alter Vogelfaengermanier mit Netzen eingefangen werden?"

Okay, die Idee mit dem Luftgewehr ist lustig. Nur wird kaum einer eine 30 bis 40 km/h schnelle Drohne in circa 100 Metern höhe direkt beim ersten Schuss treffen. Einen zweiten Schuss werden sich viele nicht zutrauen, wetten? Außerdem könnte auch jetzt jede gelangweilte Jugendgang ohne Probleme einen DHL-Truck ausrauben. Das passiert genau wie oft? Die Wahrscheinlichkeit, dass unter circa 50 Paketen paar wertvolle Artikel sind, ist um einiges höher. Typisch deutsch wäre hingegen, wenn sich Nachbarn über das hörbare Summen der Drohnen im Start- und Landebereich aufregen und gerichtlich dagegen vorgehen. Oder mit Gartenzwergen werfen.

"Jut, das ist natuerlich erst einmal das Problem des Onlinekaufhauses aber diese profanen Herausforderungen mussten sich auch Projekte wie “Lehrbuecher via Drohne” oder “Die Doener-Drohne” stellen und bei denen hielt die Medienwelt nicht den Atem an."

Die Medienwelt hielt, wie Du trotz implizierter intermedialer Omnipräsenz offenbar verpasst hast, bei anderen Beispielen eben nicht den Atem an. Alleine über die Döner-Drohne gab es diverse Video-Dokumentationen in beliebten Formaten, eine davon auf arte im eher mainstreamilastigen Infomagazin "Xe:nius". Das CBS-Interview war hinsichtlich der Werbewirksamkeit optimal platziert, klar, aber was hat das mit dem Potenzial des Vorhabens von Bezos an sich zu tun?

Weil ein transnationaler Konzern involviert ist, kann da nur Marketing-Bullshit dahinter stecken? Hier kommen wir beim selbstbekräftigenden Teil Deiner Argumentationskette an. Es handelt sich um Marketing-Bullshit, weil die Presse darauf reinfällt. Die Presse fällt darauf rein, weil es sich um Marketing-Bullshit handelt. Soso.

"In den naechsten Jahren wird es nicht geschehen, wenn sie denn ueberhaupt jemals in den Staaten dafuer eine Erlaubnis bekommen"

"Bezos spricht aber von 2015 soweit ich das mitbekommen habe ;)"

Mensch, Kerl. Davon hat Doch jetzt echt keiner gesprochen. Aktuellen Planungen zufolge frühestens in einem Jahrzehnt, so die groben Angaben von Bezos, stelle er sich erste Drohnenflotten im Einsatz vor. Das von Dir erwähnte Jahr 2015 tauchte nur im Zusammenhang mit ersten Regelungen auf, die von der Flugaufsichtsbehörde (FAA) der Staaten kommen müssen. Die ebenso für die private Nutzung von Drohnen nun mal aufgestellt werden müssen. Bis Amazon mit Prime Air hierzulande an den Start kommt, ist die Döner-Lieferung per Drohne vermutlich schon das "Normalste von Welt". 😉

Was war los, Sascha? Zu wenig geschlafen, macht dir das Bloggen und das ganze Drumherum keinen Spaß mehr? Ich verstehe es nicht, da legt uns Amazon am Sonntag eines der genialsten Themen seit Wochen auf den Teller, und Du attackierst auf polemische, uninformierte Art und Weise die Intentionen von Bezos und das Medienverhalten der Kollegen - statt vielleicht mal über die Geek-Aspekte der Thematik zu reflektieren und wahrlich interessante Worte zu hinterlassen.

Cyber Monday hin oder her, das Interview handelte nicht nur von Prime Air und in Anbetracht des aktuellen technologischen Fortschritts, ist die Vision von Bezos mit einem Haufen Knete sogar tatsächlich realisierbar. Wo und wann, das steht auf einem anderen Blatt, klar. Stell Dich schon mal darauf ein, dass du zukünftig dein Essen auf Knopfdruck per Robocopter an das Panorama-Fenster in deinem Büro geliefert bekommst. Klingt doch eigentlich spannend und bequem, ein nettes Foto #throughglass ist dabei auch drin.

Hochachtungsvoll, Kay.

Artikelcover: Amazon Inc, Jeff Bezos via Guardian, Saschas Fotograf hierbei: Thomas Schmid NetAction, via Wikimedia Commons.


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