Der Vergleich sei nicht unbedingt ganz fair, werden viele nun behaupten. Das Apple iPad 2 sei schließlich wesentlich älter (März 2011) als das vor kurzem erschienene Google Nexus 10, das von Samsung gefertigt wird. Schließlich gebe es ja seit dem iPad der dritten Generation auch ein Tablet mit hoher DPI-Zahl von Apple und sowieso sei die Hardware ja nicht vergleichbar.
Aus der Perspektive der reinen Spezifikationen und synthetischer Leistung stimmt das auch so. Nur sehen die meisten Konsumenten, User oder auch Geeks die Welt der Brettchen-Elektronik anders: Voran gehen oft das Preis-Leistungs-Verhältnis, das Feeling und der Alltagseindruck. Nicht ganz ohne Hintergedanken hat Google den Preis des Nexus 10 durch Subventionierung unter die 400,- € Marke gedrückt, zumindest in der 16 GB Variante: Apple’s iPad 2 kostet nämlich aktuell exakt dasselbe. Hier steht der User also vor einer zugegeben etwas unfairen Entscheidung: Zahle ich nun einen Hunderter mehr für das besser vergleichbare iPad mit Retina Display, oder entscheide ich mich innerhalb dieser Preiskategorie? Aus Hardware-Sicht wird dem Kunden die Entscheidung gewissermaßen abgenommen, wenn das Budget strikt festgelegt wurde.
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Um diese Frage dreht sich unser heutiger Kurzvergleich in Videoform, illustriert an einer Handvoll Beispiele aus dem Alltag. Wie sieht es denn mit Webbrowsing, E-Reading, Gaming und Medienkonsum aus? Wie responsiv sind beide Geräte? Wie verhält sich die Akkukapazität? Im letzten Punkt zieht das neuere Google Nexus 10 deutlich den kürzeren, denn die verkleinerte Fertigung auf 32 nm hat dem still geupdateten iPad 2 bis zu 30% mehr Akkulaufzeit ermöglicht. Beim Abspielen von Videos zeigt sich ein kleiner Boost, bei intensiven Gaming-Einlagen wurde der feinere Fertigungsschritt noch deutlicher spürbar. Fakt ist, dass ihr mit einem iPad 2 locker über die 10 Stunden hinaus kommt, bei reiner Videowiedergabe auch an die 15 Stunden. Beim Nexus 10 sind es in der Praxis eher 7 bis 9 Stunden, trotz 9.000 mAh-Akku. Insbesondere Gaming saugt dem Tablet sämtliche Lebenssäfte in kürzester Zeit aus, immerhin ist hier auch ordentlich viel Power unter der Haube verbaut, die leider aber auch ineffizient eingesetzt wird.
Denn rohe Gewalt ist eben nicht immer die Lösung, was sich im Vergleich mit dem iPad 2 deutlich zeigt. Trotz der wesentlich besseren Spezifikationen findet Otto Normalverbraucher im iPad ein äußerst stabiles, verlässliches Gerät mit zackigem Betriebssystem und hervorragendem Ökosystem. Die Spielerfahrung unterscheidet sich wahlweise marginal oder ist oftmals auf dem iPad besser.
Können leistungsstarke Komponenten im “Alleingang†diese Messlatte übertreffen? Jein. Die aktuellste Inkarnation von Jelly Bean weist noch immer einige unangenehme Bugs auf, unser Testexemplar verabschiedete sich mehrmals unangekündigt mit einem Reboot, der primär auf die Multi-User-Funktionalität zurückzuführen war. Thermische Probleme ließen sich hingegen nicht feststellen. Spiele sind oftmals nicht hinreichend optimiert worden, um von der gewaltigen Power auch wirklich Gebrauch machen zu können. Asphalt 7 zeigte deutliche Popup-Effekte, obwohl das Tablet locker im Stande wäre, die komplette Streckengeometrie in Sichtweite anzuzeigen.
Gaming auf einem Android-Tablet? Noch immer etwas chaotisch
Mich beschleicht wiederholt das Gefühl, dass bestimmte große mobile Publisher in irgendwelchen Verträgen stecken könnten, die eine optimale Umsetzung ihrer Spiele und Engines auf Android verbieten. Das klingt zwar wie eine Verschwörungstheorie, aber wie lässt sich sonst erklären, dass große Marken konsequent miserable Ports auf den Markt werfen? Immerhin hat der ambitionierte Gamer unter Android nöch Möglichkeiten, diese Fehler durch Eingriffe in die Konfiguration (*hust* Asphalt 7 *hust*) zu kompensieren. Aber selbst dann vergeht nie der bittere Beigeschmack, die Empfindung dass die Reifen des Android-Lamborghinis nicht richtig greifen und ihre PS ausspielen können (metaphorisch gesprochen).
Wieso laufen sonst die meisten Spiele flüssiger und hübscher (Motion Blur, wirklich scharfe Texturen und diverse Shader bei Asphalt 7 sind nur unter iOS aktiv, wobei die Android-Version detailliertere Schatten hat) auf einem bald zwei Jahre alten Tablet? Eine Antwort liegt in der Fragmentierung: Viele meiner Bekannten aus der App-Entwicklung verziehen das Gesicht, wenn es um eine Android-Portierung geht. Zu viele Geräte müssen durchgetestet werden, seltsame Eigenheiten und Bugs tauchen auf und erfordern viel Erfahrung, die zahlreichen Auflösungen mehreren Seitenverhältnisse (!) führen oft dazu, dass Assets bzw. Grafiken unschön skaliert und gequetscht werden. Manchmal entgeht selbst größeren Publishern, dass ihr Spiel zwar für ein Gerät freigegeben wurde, aber viele Menüs winzig, fast mikroskopisch klein skalieren (Wild Blood).
Wer also hauptsächlich mit seinem Tablet spielt, ist bei iOS immer noch besser aufgehoben. Auch wenn der Play Store den Fokus auf Tablet-Apps stetig vergrößert und Google den Entwicklern passende Designrichtlinien vermittelt: Es wird noch eine ganze Weile dauern, bis wir dort auf ein solides Fundament stoßen. Das Android-Betriebssystem ist genauso eine Dauer-Baustelle und liefert zwar reichlich Platz zum Austoben für experimentierfreudige Poweruser (wie mich), kann aber in Punkto Stabilität und Einheitlichkeit noch nicht mit iOS mithalten.
Systembedingte Unterschiede im Datei-Handling
Anders sieht es hingegen bei E-Reading, Social Media und allgemeinem Netzkonsum aus. Selbstverständlich spielt hier die größere DPI-Zahl und das hellere, knackigere Display eine große Rolle beim hervorragenden Eindruck des Nexus 10. Typografie jeglicher Form ist durch die feinere Lochmaske bzw. höhere Pixeldichte schärfer und schöner. Wer gute Augen hat, kann die Schriftgröße etwas reduzieren und ein relativ blätterfreies Lesevergnügen genießen. Auch wenn es keinen YouTube-Content in 2560*1600px gibt: HD-Videos sehen durchaus schöner auf dem Androiden aus, als auf dem iPad 2. Hier ist es allerdings eine Frage der Sichtkraft und Betrachtungsdistanz, ein Upgrade, lediglich zum Zwecke des “besseren†Videokonsums, sehe ich darin eher nicht gerechtfertigt, sofern bereits ein Tablet im Hause ist.
Widgets liefern reichlich Information auf kleinem Platz, leider gibt es diese Option auf iOS noch nicht. Zwar sind Konzepte wie IntellScreenX mit einem Jailbreak möglich, erlauben aber nicht so viel Flexibilität. Die Betriebssysteme unterscheiden sich bekanntlich auch in ihrer Offenheit und Interoperabilität zwischen den Anwendungen. Dateimanager unter iOS arbeiten in ihrem eigenen kleinen "Sandkasten" und haben keinerlei Zugriff auf das Dateisystem, während Android dort mehr Möglichkeiten bietet. Das fällt einem spätestens beim Mailversand auf, wenn verschiedene Dokumente, Fotos und Dateien angehängt werden sollen. Mit einem Jailbreak lässt sich diese Limitation partiell aushebeln, aber selbst mit iFile ist es noch nicht so komfortabel, wie auf einem Androiden. Natürlich haben die Unterschiede in der Systemarchitektur und den damit verbundenen Konditionen auch ihre Vor- und Nachteile, unter iOS ist es für unerfahrene User wesentlich schwieriger, sich in eine Sackgasse zu maneuvrieren oder Malware zu erwischen.
Rein ergonomisch betrachtet ist die iPad-Produktlinie mit 9,7 Zoll nicht gerade der Jackpot. Nach einiger unbequemer Lesezeit, einem gelegentlich steifen Nacken und ungünstig belasteten Handgelenken wenden sich einstige iPad-User oftmals ab und suchen leichtere oder griffigere Geräte. Nicht zu vernachlässigen ist nämlich der Grip: Die gummierte Rückseite des Nexus 10 ist keineswegs etwas, was man als sexy bezeichnen würde (zumindest nach meinem Geschmack, darüber lässt sich bekanntlich streiten), aber sie bringt wunderbaren Halt. Die Kanten fühlen sich an, als hätte der Industrial Designer tatsächlich über Menschenhände nachgedacht, im Gegensatz zu den blutgefäßabklemmenden Alukanten des iPad 2, die nächtliche Lesestunden gerne zu einem Krampf werden lassen. Oder den restlichen Körper in eine ungesunde Haltung zwingen, weil man das Tablet irgendwo abstützt. Obwohl das Gewicht beider Geräte nahezu identisch ist, fühlt sich das Nexus 10 leichter an. Das mag am Kunststoff liegen, an der angenehmeren Form oder der Griffigkeit - eigentlich ist es auch egal, woran es liegt. Denn was wirklich zählt, ist dass ein Nexus 10 einfach wesentlich besser zu halten ist. Der Bezel bzw. Displayrand ist übrigens großzugig genug gewählt, um nicht unbeabsichtigt Kontakt mit dem Touch-Bereich zu machen.
Stilistisch und rein optisch unterscheidet sich das Design der Geräte dahingehend, dass das runde Kunststoffgehäuse mit Gummierung beim Google Nexus Tablet etwas verspielter und kindlicher wirkt, als das Unibody-Alu-Gehäuse des Apple-Geräts. Trotzdem ist es nicht so, als würde bei ersterem Modell ein billiger Eindruck entstehen. Das Nexus 10 liefert reichlich physischen Widerstand bzw. Formfestigkeit, die Vertrauen in die Verarbeitung weckt. Unser Testgerät weist keinerlei “Wabbel-Faktor†an der Rückseite auf, der teilweise von anderen Rezensenten berichtet wurde.
Nutzungserfahrung sehr ähnlich, Unterschiede sind Anwendungsspezifisch
Wer also vor der Kaufentscheidung steht und ziemlich genau 399 Euro zur Verfügung hat, aktuell kein Tablet besitzt und den Fokus nicht unbedingt auf Gaming (vor allem nicht "out of the box" innerhalb der nächsten Monate) legt, ist mit dem Google Nexus 10 ziemlich gut beraten. Insgesamt ist es nämlich ein schönes Gerät mit den kräftigsten Lautsprechern, die bisher ein Tablet dieser Preisklasse geziert haben. Ergonomie und Spezifikationen können überzeugen, jetzt fehlt nur noch die passende Software. Ob und wann diese kommt, steht jedoch etwas in den Sternen und kann aktuell nicht beantwortet werden. Es wäre nicht das erste Mal, dass Google einen ambitionierten Angriff in eine Richtung startet, um dann doch wieder den Fokus zu verlieren. Als E-Reader, Netztablet, Social Media Maschine und Medienplayer ist das Nexus 10 absolut hervorragend für das Geld.
Andererseits ist bei Verzicht auf die Größe und kleineren Abstrichen an allen Fronten auch ein Nexus 7 für den halben Preis zu haben, das sich wesentlich bequemer halten lässt und bessere Unterstützung für Spiele bieten kann. Aber ein übergreifender Vergleich von verschiedenen Formfaktoren gestaltet sich schwierig, daher stelle ich diesen Gedanken ohne weitere Ausführung in den Raum.
Keine Show-Stopper bei beiden Geräten
Eines ist hingegen sicher: Im Hinblick auf den produktiven Einsatz (Mails, Twitter, Netzwerke, Organisation, GTD) und den Medienkonsum bietet das Nexus 10 keinerlei Abstriche gegenüber der iOS-Konkurrenz. Gegenüber allen vorigen Android-Tablets sieht das von Samsung gefertigte Gerät wie ein ernsthafter iPad-Konkurrent aus, der je nach Einsatzzweck die älteren Generationen locker schlagen kann. Bis die Disparität zwischen den Spezifikationen und der tatsächlichen Performance im Alltag ausgeglichen ist (und vor allem auch auf dem Stock ROM langfristig zufriedenstellend bleibt) wird wohl noch eine Generation vergehen, aber Android Devices sind auf einem guten Weg. Ich hoffe dass ihr von unseren Erfahrungsberichten profitieren könnt, damit euch die Entscheidung etwas leichter fällt. Beim aktuellen Stand der Responsivität und Performance auf mobilen Geräten lässt sich kaum ein Fehlkauf begehen, egal ob ihr euch für das Nexus 10 oder ein iPad entscheidet.
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Habt ihr bereits Erfahrungen mit dem Nexus 10 machen können, den direkten Vergleich zum iPad gesucht oder sonstige Anmerkungen? Wir freuen uns wie immer auf eure Comments unter dem Artikel.
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