Am 16. Oktober stellte Apple die neuen iPads vor, wir hatten nun einige Zeit diese in der Praxis zu erproben. Heute geht es um unseren bzw. meinen Eindruck des Apple iPad Air 2 und ob sich der Kauf gegenüber den Alternativen von Apple lohnt.
Noch während unseres Liveblogs zur Apple Keynote bemerkte ich, wie Phil Schiller immer ernster, ruhiger und vielleicht etwas trauriger wirkte. So richtig angenehm war wohl keinem die Vorstellung, bei der nahezu sämtliche Fans des iPad mini enttäuscht wurden: Apple zog (vermutlich aus produktstrategischen Gründen) eine deutliche Grenze im Sand.
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Das Air ist die Premium-Variante mit den besseren Spezifikationen und Features, "weil wir das so sagen". Wer weniger will, oder den kleineren Formfaktor möchte, greift zum iPad mini 3. Viele hatten auf eine erneute (nahezu-) Gleichsetzung der Geräte gehofft, in der Praxis ist eine Trennung aber wohl profitabler für Apple.
Deutlicher Rückschritt: Der Sound
Am meisten enttäuscht bin ich hinsichtlich der Lautsprecher des iPad Air 2. Im Direktvergleich mit dem Vorgänger iPad Air 1 zeigt sich ein deutlich schlechteres, blechigeres Klangbild mit penetranteren und unschöneren Höhen sowie einem Defizit in den mittleren und tieferen Frequenzen. Das erste iPad Air klingt mit den integrierten Lautsprechern einfach deutlich besser, das fällt auch weniger audiophilen Nutzern sofort auf.
Wir haben das Brettchen nicht in die Einzelbestandteile zerlegt, das hat iFixit bereits für uns erledigt. Im direkten Vergleich gibt es zwar keine brauchbaren Modellnummern oder irgendwelche identifizierbaren Hersteller für die iPad Air 1 & 2 Lautsprecher, aber ein Blick auf die Größenunterschiede (auch an den Speaker Grills äußerlich sichtbar) lässt bereits auf unterschiede schließen.
Hier wurde der weitere Millimeter an Stärkenreduktion leider auch dem Sound zum Verhängnis. Angesichts der häufigen Nutzung von YouTube, Netflix, manchmal iTunes/Spotify und natürlich Games auf Tablets, ist das schon ziemlich schade.
Kaum bemerkter Rückschritt: Der kleinere Akku
Im Schnitt packt das iPad Air 2 etwa eine Stunde weniger als der Vorgänger, wenn es um die Akkulaufzeit geht. Es liegt zwar dennoch vor der Konkurrenz von Samsung aus der S-Serie und sämtlichen anderen Konkurrenten, aber die Reduktion ist da.
Merkt man davon etwas in der Praxis? Nicht wirklich. Für den regulären Gebrauch ist die Kapazität immer noch mehr als ausreichend, das Verhältnis von Größe und Laufzeit sind hier eine akzeptable Designentscheidung - auch wenn manche Kunden lieber einen Langläufer mit folglich etwas mehr Gehäusetiefe und Gewicht in Kauf nehmen würden. Der kleinere Akku ist also ein weitestgehend unbemerkter Rückschritt für die meisten User.
Marginale Verbesserung: Die Kamera
Mehr zu den Fotos des iPad Air 2, iPad Air und iPad mini 3 gibt es in unserem Foto-Vergleich.
Für Ungeduldige kurz zusammengefasst: Die zusätzliche Auflösung des 8 MP Sensors hat Auswirkungen auf die Maße des Rauschens in Bildern, das dadurch bei gängigen Bildschirmauflösungen und verschickten Bildern im Web etwas feiner und/oder schwächer wirkt. Man muss aber schon sehr genau hinschauen, um tatsächlich einen Unterschied zu erkennen.
Nett ist die Addition des Slo-Mo-Features vom iPhone, etwas getrübt wird die Erfahrung dann aber durch die geringe Auflösung der Aufnahmen.
Der stille Star der Show: Die Entspiegelung
Im direkten Vergleich mit dem iPad mini 3, das sich in diesen Belangen genau wie der Vorgänger des großen Bruders verhält, sehen wir bei ausgeschaltetem Display einen deutlichen Unterschied: Die Entspiegelung funktioniert erheblich besser. Das hängt einerseits mit dem auflaminierten Displayglas zusammen, dazu hatten wir an dieser Stelle bereits berichtet, andererseits mit der speziellen Beschichtung.
Während Reflexionen maßgeblich und deutlich reduziert werden, tritt außerdem ein interessanter Effekt auf: Das blaue/violette Lichtspektrum wird stärker reflektiert als der Rest, was einen mal mehr mal minder subtilen Farbstich verursacht. Insgesamt ist die Lösung aber sehr gelungen und gerade beim Lesen unter Tageslicht eine angenehme Neuerung.
Die Blickwinkelstabilität ist bei normaler Zimmerbeleuchtung in etwa mit dem kleinen Bruder der aktuellen Generation zu vergleichen - Probleme hat man mit keinem der beiden.
Heute noch relevant? Das System-on-Chip
Die wohl drastischste Steigerung der Spezifikationen erfuhr das iPad Air 2 selbstverständlich durch den Apple A8X Chip, ein System-on-Chip mit drei CPU-Kernen á 1,5 GHz und einer sensationell schnellen Tablet-GPU, der PowerVR Series 6 (Rogue) GX6650, die auf ARM-Basis aktuell das Nonplusultra darstellt. Mit der seit dem A7 bestehenden Unterstützung für OpenGL ES 3.0 und der Metal API von Apple erwarten uns hier noch beeindruckende Apps und Spiele, das ist sicher.
Ebenso enorm flott klappt das Rendering von Videos und Grafiken in Apps mit passender Unterstützung, beispielsweise in Replay oder dem neuen Pixelmator für iOS, der mittlerweile enorm viele Features aus der Desktopwelt der Bildbearbeitung ans Tablet bringt.
Apps öffnen sich nochmals spürbar schneller auf dem iPad Air 2. Das Web-Browsing ist flott, die Benchmarks überzeugen. Viele weitere Teilaspekte der Nutzung profitieren vom potenteren Herzen des Tablets.
Hier eine Bestenliste für die reine CPU-Power unter Geekbench 3, das Moto X liegt auf derselben Skala bei ca. 2900 und das Samsung Galaxy S5 bei ca. 2730 Punkten, das Tegra K1 SoC im NVIDIA Shield Tablet bei 3220 Punkten - Samsungs flottes Galaxy Tab Pro 8.4 erreicht lediglich 2650 Punkte in diesem synthetischen Benchmark:
Aber wie viele User machen tatsächlich vom A8X und den Leistungssteigerungen Gebrauch?
Wir sind meines Erachtens an einer Stelle in der Geschichte des mobilen Computings angekommen, wo Steigerungen in den SoCs nur noch marginale Wirkung auf einen Großteil der Nutzer haben. Einen Teil des Postprocessings für viele Zwecke kann und wird man weiter in die Cloud auslagern, was auf dem Gerät geschieht ist seit dem iPad Air ziemlich frei von unangenehmen Wartezeiten.
Hier sollte sich jeder potenzielle Käufer ernsthaft vor Augen halten, was er tagtäglich mit dem Tablet so anstellt und wo da der Gegenwert ist. Dass eine sehr große Gruppe Anwender noch stets auf dem iPad 2 unterwegs ist, belegt meine These des "Angekommenseins" für Tablets bzw. iPads.
Haptik vor Ergonomie
Man kann es kaum anders formulieren: Das iPad Air 2 fühlt sich gut an. Der Kontrast aus der reibungsarmen, kühlen Rückseite mit dem weichen Schwung am Rande und der scharfen, abgeschrägten Vorderkante ist haptisch interessant. Sämtliche Buttons klicken angenehm und bleiben erfahrungsgemäß hervorragend in Schuss.
Ergonomisch steht das Gerät meiner Meinung nach aber wieder grenzwertig da: Die Aufmachung ist zwar wie immer hübsch anzusehen, aber ohne Case macht mir das längere Halten keinen Spaß, es ist einfach zu flutschig. Die abgeschrägte Kante ("Fase") auf der Vorderseite lädt zur Bildung von Gebrauchsspuren ein und setzt für möglichst wenig Abnutzung fast schon ein Case voraus.
Der schmale Bezel auf der Vorderseite ist zwar visuell ansprechend, je nach Physiologie des Nutzers aber auch hart an der Grenze beim einhändigen Halten. Die Platzierung der Lautsprecher ist nach wie vor verbesserungswürdig, denn beim Gaming im Landschaftsmodus muss der Nutzer sich am Design orientieren statt andersherum.
Im Kontrast mit den nicht-Air-iPads fällt auf: Die strukturelle Integrität der Airs inkl. des Air 2 ist nicht als so solide zu beschreiben. Im Zentrum des Tablets wirkt die Bauform etwas geschwächt, auch beim mittelfesten Druck auf das Display kann bereits eine Verzerrung der Darstellung provoziert werden.
Ich bin selbst überrascht zu sagen: Mein iPad 2 fühlte sich wertiger an, wenn auch wuchtiger.
Insgesamt ist das iPad Air 2 gut ausbalanciert und federleicht für das Format, aber angesichts der Verfügbarkeit eines kleineren Modells bei weitaus handlicheren und praktischeren 7,9 Inch greife ich im direkten Vergleich einfach viel häufiger zum kleineren Modell. Für mich sind die einst als Idealmaß angesehenen 9,7 Zoll eher ein Unbequemlichkeitsfaktor, insbesondere beim einhändigen Lesen oder längeren Halten des Geräts, wo sich zusätzliche 100g durchaus bemerkt machen.
Ease of use: Touch ID
Es klingt wie eine banal-triviale Neuerung, aber Touch ID ist tatsächlich für den Power User eine immens komfortable Lösung für die Eingabe des iTunes-Store- bzw. App-Store-Kennworts und natürlich das häufige Entsperren ohne PIN. Touch ID macht Spaß, ist komfortabel, unter realistischer Betrachtung der Tatsachen verhältnismäßig sicher und einfach.
Fazit
Mit dem iPad Air 2 hat Apple die Konsumenten vor eine schwierigere Entscheidung gestellt - lohnt sich das Upgrade überhaupt? Das mittlerweile stark betagte iPad 2 ist immer noch für fast alle Situationen mehr als brauchbar, die Tablet-Meute etwas upgradefauler als die von Verträgen und Sonderangeboten angetriebenen Smartphonekäufer.
Mit dem ersten Air war der Kauf eine nobrainer-Entscheidung: Natürlich möchtest Du das dünnere, leichtere, flotteste und technologisch aktuelle Gerät kaufen. Mit der zweiten Generation des iPad Air hat sich das Wasser etwas getrübt, wo sind die greifbaren Vorteile? Wem es nicht auf das Kleingeld ankommt, der wird dieses Review erst gar nicht lesen müssen.
Für immerhin 100 Euro weniger bekommt man direkt bei Apple (über Reseller und Angebote meist noch günstiger, außerdem gibt es hervorragende Refurb-Ware für Studenten und Kunden mit kleinem Budget) ein immens vergleichbares Gerät. Die Performanceunterschiede sind in der Praxis fast immer irrelevant - an Euren Desktops und Notebooks entstehen garantiert längere Warte- und Ladezeiten. Ein Killer-Feature per se gibt es nicht, wir bekommen ein weiter abgerundetes aber teilweise reduziertes Gesamtpaket spendiert.
iPad Air 2: Wenn man das Geld sowieso übrig hat, damit reichlich Medien produzieren möchte oder noch ein paar Monate bis Jahre auf elaborierten Spiel-Content warten kann
Ich würde aktuell tatsächlich eher zur Vorgeneration greifen und das gesparte Geld in Apps und Zubehör investieren, wenn ich noch kein iPad oder aktuell ein veraltetes Tablet besäße. Das iPad Air 1 bietet besseren Sound, etwas mehr Akkulaufzeit und ebenso fantastische Spezifikationen. Natürlich kommen noch Spiele wie Vainglory auf den Markt, aber die iOS-Gaming-Branche ist noch in den Kinderschuhen.
Erst wenn eine große Welle mit guten Konsolenports kommt, weitere Verfeinerungen seitens Game Center folgen und tatsächlich mehr als ein Dutzend gute Titel mit Metal-Support auf dem Markt sind die bombastisch aussehen - tja, dann sind wir wieder ein oder zwei Generationen weiter. Die Verbesserungen halten sich subjektiv so im Zaum, dass man ein übereifriges Upgrade später bereuen würde. Das iPad ist eben erst mal angekommen.
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