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Weblogit | November 22, 2024

Kommentar: Das Mittelalter hat nichts im Internet verloren

Kommentar: Das Mittelalter hat nichts im Internet verloren

Lediglich zwei Wochen nach der streng formulierten #JeSuisCharlie Solidaritätsbekündung durch Facebook CEO Mark Zuckerberg im Licht des blutigen Attentats auf die Satirezeitung Charlie Hebdo, hat sich Facebook nun für die Zensur von Abbildern des Propheten und Gottesgesandten Mohammed in der Türkei entschieden.

"Assassination is the extreme form of censorship."
George Bernard Shaw

Mir stößt jede Form von Zensur sauer auf. Ich sehe keinen Grund, irgendwelche Political Correctness in Kunst oder Medien dem Empfänger aufzuzwängen, sondern sehe das als Option des Absenders und Erzeugers. Was ich nicht sehen will, schaue ich einfach auch nicht an. Was mir jedoch vorenthalten wird, kriege ich vielleicht niemals mit!

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So durchschaubar und dennoch populär

Beispiele findet man momentan auch im Bereich der Videospiele, der aufgrund seiner wirtschaftlichen und ökonomischen Explosion eine Reihe von grenzdebilen Eskapaden mitmachen durfte, Religion und irrationaler Third-Wave-Feminismus eingeschlossen.

Political Correctness und religiöser Fanatismus sind für mich zwei Masken derselben Strömungen, die in Hass und Ignoranz aber auch einer Gier nach Macht verwurzelt sind. Beide Denkweisen fordern die Mundtotmachung und soziale, finanzielle oder sogar physische Strafen für simple ausgesprochene (oder vielleicht nur gedachte) Meinungen, die ihnen nicht passen. Das geschieht unter dem mal tatsächlich geglaubten, mal nur als Scheinargument präsentierten Vorwand potenzieller Schäden an der Gesellschaft oder unserer Existenz.

Die dauerbeleidigten Twitter-Harpyien und Internet-Scheinheiligen zerstören voller Jubel und Freude die Karrieren ihrer selbsterwählten Feinde, manchmal mobben sie diese im Netz auch bis hin zu psychiatrischen Folgen. Eine Abweichung von ihrem Narrativ, ihrer Story der Dinge, ist nicht denkbar. Wer eine andere Meinung hat, ist nicht vollständig informiert oder kann beispielsweise sein "Privileg" nicht erkennen, weil ein nicht zu behebender Denkfehler aus seiner Position resultiert. Um wirklich verstehen und sehen zu können, sollte er lieber auf die Anführer einer Bewegung hören. Jedes Einlenken der Alpha-Rudeltiere könnte ja als Schwäche interpretiert werden, was wiederum die Anziehungskraft in Bezug auf die Menschen senkt, die ihnen folgen.

Religiöse und politische Fanatiker kommunizieren auf Basis ähnlicher Mechanismen und haben aus eben dargestellten Gründen kein Interesse an einer umfassenden Bildung ihres Gefolges. Man will die Zügel nicht aus der Hand geben.

"When you have strict censorship of the internet, young students cannot receive a full education. Their view of the world is imbalanced. There can be no true discussion of the issues."
Ai Weiwei

Wieso folgen überhaupt so viele Menschen so einem Irrsinn? Es gibt definitiv eine Korrelation zwischen dem Bildungsgrad, der finanziellen oder sozialen Not in der man sich befindet  - und der Wahrscheinlichkeit, dass man jemanden als Mitläufer rekrutieren kann.

Der donnernde Zorn Gottes steht Euch bevor

Lebten wir im Mittelalter, könnte man uns vielleicht erzählen, dass uns ein drohender Sittenverfall bevorsteht und wir uns besser an irgendeine Vorbildfigur halten sollten, damit es uns nicht auch erwischt.

Quelle: FBI

Nun ist es aber zumindest in meiner Realität so, dass sich dieser auf Junkfood, Selfies und Konsumwahn in der allgemeinen Bevölkerung beschränkt - die säkulare (nicht-religiöse), entwickelte Welt bricht hingegen Rekorde mit niedrigen Raten in puncto Sexual- und Gewaltverbrechen.

Dafür brauchen wir keine Vorbilder aus dem Äther oder das fliegende Spaghettimonster - dafür genügt die Sozialisierung, Bildung und stetige Weiterentwicklung unserer Person. Für den dysfunktionalen, delinquenten Rest gibt es entweder eine Psychotherapie mit Resozialisierung und Hilfe durch Freunde und Familie oder alternativ eine strahlende Karriere an der Wall Street.

Schaue ich mir die Resultate religiös-fanatischer Bemühungen an, bin ich erstaunt über das schiere Ausmaß an Leid, das aufgrund von kindischen Banalitäten (und leider sehr menschlichen Eigenschaften) wie Eifersucht, Macht und Gier auf dem Rücken von Schwächeren ausgetragen wird - die sich teilweise auch noch fröhlich selbst daran beteiligen.

Das in 2011 gewählte islamisch-ägyptische Parlament übte Druck aus, um die Legalisierung von FGM (weibliche Genitalverstümmelung) voranzutreiben. Der Gesetzesentwurf wurde später verworfen, dennoch ist in der ägyptischen Gesellschaft diese Todesopfer fordernde und Leben ruinierende Praktik noch absolut an der Tagesordnung.

Sage und schreibe 91 Prozent der Frauen zwischen 15 und 49 erfuhren diese Behandlung laut einer 2008er Studie mit wenig Fortschritt seither. Dabei handelt es sich nicht um eine Tradition, die man mal eben als solche abheften kann. Die "positiven Aspekte" der FGM-Praktik existieren nur in einem kranken Verstand.

"The clash we are witnessing around the world is not a clash of religions, or a clash of civilizations. It is a clash between two opposites, between two eras. It is a clash between a mentality that belongs to the Middle Ages and another mentality that belongs to the 21st century. It is a clash between civilization and backwardness, between the civilized and the primitive, between barbarity and rationality. It is a clash between freedom and oppression, between democracy and dictatorship. It is a clash between human rights, on the one hand, and the violation of these rights, on other hand. It is a clash between those who treat women like beasts, and those who treat them like human beings. What we see today is not a clash of civilizations. Civilizations do not clash, but compete."
Wafa Sultan, Arabisch-Amerikanische Psychiaterin

Fortschritt ist genau ein Begriff, der in das Grundthema dieses Kommentars einhakt: Wer sich aufgrund symbolischer Abbildungen empört, kann diese wegklicken. Er kann darüber einen Tweet oder Blogbeitrag schreiben, wo er sich über Respektlosigkeit wütend äußert oder mit Humor kontert. Aber sobald wir fordern, die Meinung anderer zu zensieren oder ihnen Gewalttaten und den Tod androhen (oder sie gar töten), dürfte die mittelalterliche Gesinnung doch äußerst sichtbar werden.

Mittelalter-Mentalität und Internet-Ära, das passt einfach nicht.

Ich lasse mir garantiert nicht den Mund verbieten und wünsche mir für Euch (insbesondere für die jüngeren Leser), dass ihr ebenso sinnvolle Alternativen für die Zensur sucht und findet.

Genau wie die militärischen und politischen Ambitionen der USA und die Rolle von Deutschland darin absolut verwerflich sind und im Netz diskutiert werden sollten und dürften (Lesetipp: Fefes Blog), will ich auch weiterhin die Option haben, im Internet das volle Spektrum der Meinungen (auch provokanter und satirischer Natur) lesen und sehen zu können.

Keineswegs möchte ich die prekäre und komplexe Lage im mittleren Osten übersimplifizieren und jemandem die Schuld zuschieben, das ist eine andere Diskussion. Ich will nur keine Meinungshoheit etabliert sehen, die nichts mit der Vermeidung von Leid zu tun hat. Bilder mit Gewalt oder Tierquälerei sind natürlich ein völlig anderes Thema, das durchaus einen optionalen Filter verdient. Aber die Information muss fließen dürfen.

Oder würdet ihr euch von so einem wütenden Mob die Regeln des sittenhaften Miteinander diktieren lassen? Hier ist die in Bangladesh erfasste Reaktion auf ein Mohammed-Video:

Bangladesh Prophet Film Protest

Bild: AFP/Getty

Dazu gehört auch, dass fiktive Figuren von Jesus über Mohammed bis hin zu Link aus Zelda keinen Hoheitsstatus in digitalen Sphären genießen. Das können sie ruhig in den Wohnungen der Gläubigen tun, das Netz gehört auch den Geeks - die niemandem ein Plakat und Buch zu Tux, dem Linux-Pinguin aufzwingen werden.


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