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Weblogit | November 22, 2024

Catfish oder das dicke schreckliche Mädchen mit Fakeprofil

Stellt euch vor, ihr schreibt seit Jahren mit einer Person, die ihr noch nie gesehen habt über das Internet: Ihr seid total glücklich verliebt und führt eine wundervolle Beziehung - allerdings nur online. Könnt ihr nicht? Ich auch nicht, ich hätte Angst, dass am anderen Rechner ein dicker alter Mann sitzt mit seiner Nudel in der Hand. Also, was, wenn der vermeintliche Partner ein Catfish ist?

Catfish: Eine Person, die vorgibt eine andere zu sein und dabei Medien wie Facebook oder soziale Netzwerke nutzt, um über ein falsches Profil andere User zu täuschen. 

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Das erst Mal gehört habe ich den Begriff von einem Mädchen, ich nenne sie mal Maja, Studentin und 24 Jahre alt, die von ihrer Erfahrung mit einem Catfish berichtete. Maja erzählte, sie hätte über zwei Jahre (!) hinweg mit einem Jungen, nennen wir ihn Jens, in einem Chat geschrieben und sei mit ihm...ähm, räusper..."zusammen" gewesen, ohne ihn auch nur ein einziges Mal persönlich getroffen zu haben. Sie hätten sich nur über den Facebook-Massenger ständig ellenlange Nachrichten geschickt, tiefgründige Gespräche und Liebesschwüre inklusive. Natürlich tauschten sie auch unzählige Fotos aus und hatten "Cyber-Chat-Sex" - bitte fragt mich nicht, wie genau das aussehen soll, es gibt Dinge, die ich mir echt nicht vorstellen möchte. Einige Male hätten sie auch kurz telefoniert, aber das war "nicht das selbe" und seit dem hätten sie wieder nur geschrieben. Angefangen hatte es als Freundschaft, aber irgendwann hätten sich beide verliebt.

Ab und an war sie bei Kleinigkeiten misstrauisch geworden, da Jens aber oft von seinen Freunden berichtete, die ebenfalls bei Facebook waren und da Maja sogar mit manchen von denen zwischendurch gechattet hatte und seine Geschichten sich nie widersprochen hätten, habe sie doch immer wieder an die Echtheit ihrer Liebe geglaubt. Nachdem er zwar einem Treffen grundsätzlich zugesagt hatte, ihm dann aber doch immer kurzfristig Ausreden einfielen, entschloss sie sich mit einer Freundin seine Adresse rauszufinden und ihn aufzusuchen. Sie fand eine WG, von Jens weit und breit keine Spur. Stattdessen berichteten die Mitbewohner, dass dort ein zwei Zentner schweres, arbeitsloses, faules, schreckliches Mädchen wohnte mit einer brutal tiefen Stimme, das den ganzen Tag vorm Rechner hing. Relativ schnell war klar, dass dieses Mädchen über zwei Jahre lang ihr "Freund" war - und nicht nur von Maja, sondern auch von anderen Mädels. Die Fotos stammten von irgendeinem Australier.

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Als ich das gelesen hatte, wusste ich nicht, ob ich schallend loslachen oder Mitleid haben sollte. Mein Hirn schwankte zwischen "wie krank ist das denn?" und "ohje, das arme Kind!". Mir schossen direkt zig Fragen durch den Kopf: VERLIEBEN? Wie kann man sich denn bitte in ein Online-Profil verlieben? Verknallen vielleicht, ok, oder eine Schwärmerei, aber verliebt man sich nicht in viel mehr als in die zweidimensionale Selbstdarstellung? Also in den Geruch, die Gestik, die Mimik, die Art, wie jemand lacht und spricht, denkt, einen berührt? Und ich glaube nicht, dass sich dieser Umstand durch die zunehmende Medialisierung unserer Welt ändert. Auch wenn Liebe rein objektiv nur eine Mischung aus chemischen und biologischen Prozessen ist, um viele davon anzuregen oder in Gang zu setzen, muss man eine reale Person vor sich (oder über oder unter) sich haben.

Und dann der nächste Schritt: BEZIEHUNG? Lebt eine Beziehung nicht von Nähe und Geborgenheit, von dem tatsächlichen geistigen und körperlichen Austausch, davon, dass man den Alltag teilt und dass jemand da ist? Gemeinsam essen zum Beispiel oder Rotwein auf dem Balkon, feiern gehen bis zum Sonnenaufgang, verreisen, Hand in Hand durch die Stadt laufen, das fällt alles weg. Ich gebe zu, was auch wegfällt, ist, sich ärgern, dass der Müll noch nicht runtergebracht wurde oder über Pumakäfig-ähnlich stinkende Sportklamotten, die auf dem Boden liegen, während der Wäschekorb sich genau 1,83m entfernt befindet. Und dann einfach mal alles aufsammeln und auf seine Bettseite schmeißen. Hach ja, Alltag eben, ich denke, ihr wisst, was ich meine, ich kann es mir ohne nicht vorstellen. Ihr etwa?

Irgendwie war diese Geschichte ähnlich wie diese Autounfall-Nummer, wo man nicht weggucken kann - ich konnte nicht aufhören daran zu denken. Vor allem hab ich mich gefragt, warum macht ein Mensch sowas, sich eine falsche Identität im Internet aufbauen? Er kreiert etwas, das niemals eine reelle Chance oder Zukunft hat, im Prinzip verschwendet derjenige seine Zeit, denn er nimmt sich selber die Chance etwas Ehrliches aufzubauen. Er verschwendet auch die Zeit des Gegenübers und zusätzlich läuft er Gefahr den Unwissenden schrecklich zu enttäuschen und ihm wehzutun. Dieses Mädchen, das sich über Jahre hinweg als Junge ausgab, hat ihre gesamte Zeit und Energie investiert jemand anderes zu sein. Das muss man sich mal überlegen, sie hatte ja nicht nur Jens' Account, sondern auch noch sämtliche Profile der "Freunde" erstellt und gepflegt. Darüber hinaus musste sie sich nicht nur die fiktiven Stories gegenüber einer Person, sondern auch gegenüber den anderen Mädels merken. Das ist eine gigantische Gedächtnisleistung, mit der sie in der einen oder anderen Quizshow sicher ordentlich abkassiert hätte.

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Alex und Nev

Ich fing also an zu recherchieren und fand heraus, dass es ein weit verbreitetes Phänomen zu sein scheint. Ich stieß auf Yaniv "Nev" Schulman, einen Produzenten, Fotografen und Schauspieler aus den USA, der eine Dokumentation namens "Catfish" (2010) über seine eigenen Erlebnisse mit einem Catfish namens Megan gedreht hat. Aufgrund des großen Erfolgs und der vielen Zuschriften entschloss er sich, Pärchen, die sich nur online kannten, zu einem Treffen zu verhelfen- oftmals mit bösen Überraschungen ("Catfish - The Show", läuft derzeit wieder auf Viva).

Ich fand heraus, dass es zwei verschiedene Arten von Katzenfischen gab: Zum einen die Harmlosen, die sich vielleicht aus Langeweile oder Einsamkeit ein solches Profil erstellen. Viele, gerade solche im Teenageralter, berichten, dass sie anfingen als jemand anderes zu schreiben und sich daraus ein Selbstläufer entwickelte - sie kamen aus der Nummer irgendwann nicht mehr raus und trauten sich aber auch nicht das Ganze aufzuklären. Oft handelt es sich dabei um Außenseiter, die mit ihrem Leben unglücklich oder unzufrieden sind und gerne jemand anderes wären.

Das Erstellen eines Fakeprofils ist die Flucht aus der Realität; die ersehnte Bestätigung, die im wirklichen Leben fehlt, holen sie sich über die erfundene Person. Ein Beispiel aus der Serie war ein homosexueller Junge, der sich in seinem kleinen Ort nicht traute sich auszuleben. Also gab er sich als heiße Braut aus und konnte so mit hetero-Jungs mailen. Teilweise schrieb er mit bis zu 100 verschiedenen Männern. Mit einem davon ebenfalls über zwei Jahre, der dann entsprechend entsetzt war, als er plötzliche einem jungen Mann gegenüber stand. Ganz ehrlich, wenn mir das passiert wäre und dann auch noch schön die ganze Nation zuschauen könnte, ich hätte den Lügner sowas von gegen die Wand geklatscht und alles an Filmmaterial zerstört!

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Zum anderen gibt es solche, die ernsthaft krank sind, Psychologen sagen dazu Pseudologia Phantastica. Pseudologen haben den zwanghaften Drang zu lügen und übertreiben und ein enormes narzisstisches Bedürfnis. Ihren Drang nach Geltung und Anerkennung befriedigen sie durch das Verbreiten der absonderlichsten Geschichten. Der berühmteste Fall ist wohl der der Frau, die behauptete am 11. September 2001 den Anschlag auf das World Trade Center nur durch einen großen Zufall überlebt zuhaben. Kurz vor dem Einschlag des ersten Flugzeugs habe sie das Gebäude verlassen. Sie wurde deswegen lange psychologisch behandelt, ging in Talkshows, leitete eine Selbsthilfegruppe für Überlebende und unterstützte großmütig gemeinnützige Aktionen für die Opfer. Sie wurde berühmt - bis sie aufflog, ihre Geschichte war komplett erstunken und erlogen.

Ich gebe zu, das war ein krasser Fall und ich denke, dass die meisten sich in den sozialen Medien tummelnden Katzenfische der ersten Kategorie unterfallen. Und auch wenn es böse egoistisch ist, jemanden über einen langen Zeitraum so sehr zu täuschen, schließlich bauen sich bei dem anderen Gefühle und Hoffnungen auf, im Grunde tun mir diese Catfishs Leid. Wie traurig und armselig muss die eigene Existenz sein, dass es ihnen leichter erscheint jemanden anderes zu spielen als sein eigenes Leben auf die Reihe zu kriegen oder dazu zu stehen, wer man ist? Aber mal ehrlich, wie armselig ist es auch, halb Katze, halb Fisch zu sein?

Mich interessiert echt, was ihr darüber denkt! Ist das total krank? Hab ihr schon mal Erfahrungen mit Catfishs gemacht oder kennt ihr jemanden? Freu mich über Kommentare!


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