Warren Ellis ist ein Comicautor, Visionär und Drehbuchautor für Fernsehserien. Mittlerweile widmet er seine Zeit verschiedenen realistischen Thriller-Romanen. In den späten 90ern bewies Ellis sich als einer der bedeutendsten Geschichtenerzähler unserer Zeit, als er unter anderem Transmetropolitan schrieb.
Die Serie widmet sich unserer Gesellschaft in einer nicht allzu fernen Zukunft. Lustigerweise gab es viele Dinge in der Comicreihe noch lange nicht, als sie veröffentlicht wurde. Mittlerweile haben wir mobiles Broadcasting und Internet, auch die Fotobrille des Protagonisten wurde mittlerweile in Google Glass (und anderen Produkten) in die Tat umgesetzt. Der Maker aus Transmetropolitan ist heute, wenn auch in rudimentärer Form, als Makerbot im Internet bestellbar. Zudem nutzt Spider eine Art Smart-TV, so ähnlich wie mein Kollege Ben.
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Doch Transmetropolitan ist mehr als bloß Cyberpunk oder Futurismus in Bildform mit netten Texten: Der Protagonist namens Spider Jerusalem ist ein waschechter Gonzo-Journalist mit allem was dazu gehört. Eine Portion Wahnsinn, eine Portion zwei Portionen Drogen, ein ausgeprägtes Hassbewusstsein für Doppelmoral und kriminelle Politik und auch mal der gelegentliche Schlag zwischen die Augen für Leute, die sich dem Reporter in den Weg stellen oder es einfach verdient haben.
Das Setting der Serie beginnt auf einem Berg. Spider hat sich nach einem 5-jährigen, intensiven Drogentrip (parallel zu seiner Arbeit natürlich) auf den Gipfel zurückgezogen und das gesamte Gelände mit Minen und Sprengstoff gesichert. Selbstschussanlagen zwischen Bob-Ross-artigen Landschaften, Stacheldraht um eine Blockhütte herum. Er hat die Schnauze voll von der lauten Stadt, denn sie und die Menschen darin haben ihn krank gemacht. Er sieht ein bisschen aus wie eine muskulösere Variante von Charles Manson. Später verliert Spider seine Haare und geht zu einer Glatze über, die Story dazu müsst ihr allerdings selbst lesen.
Die Pflicht seinen ausstehenden Vertrag mit seinem Publizisten zu erfüllen und der Drang seine Muse (die er nur verspürt, wenn ihm der Kragen aufgrund der Stadt platzt) zurückzuerlangen treiben ihn dennoch zurück in die Metropole. Spider ist charakterlich so angesiedelt wie Hunter S. Thompson (der Gonzo-Journalist aus Fear and Loathing in Las Vegas, er besucht die Stadt als wäre es eine Safari in Richtung wilder Tiere in der Savanne und einem Dschungeltrip zugleich. Wir können jedoch direkt nachvollziehen warum er vielleicht so geworden ist - die Zukunft ist in der Tat ein wenig pervers und abgefahren. Die “Sex Muppets” haben die klassischen Muppets abgelöst und bringen den Kindern die besten Gruppensextechniken bei, die Haushaltsgeräte replizieren sich für den Eigenbedarf synthetische Drogen und ein von Spider aufgelesener Straßenkater raucht am liebsten tiefschwarze russische Zigaretten ohne Filter. Der Sittenverfall ist soweit ausgeprägt, dass Nietzsche wohl eine Herzattacke bekäme, würde er 15 Minuten in der Stadt verbringen.
Eine sektenähnliche Bewegung, die Transients, verändert die eigenen Körper über das Einbringen von Alien-DNA. Maßgeblich durch den Beischlaf mit dem Anführer namens Fred. Andere Menschen wählen die Existenz als Foglet und verlassen ihren physischen Körper zugunsten eines Daseins als Wolke aus Nanorobotern. Wenn zwei Foglets miteinander in die Kiste wollen, müssen sie ihren Nebel nur vermischen. Krebs gehört der Vergangenheit an und wird mit einer einfachen Impfung vorgebeugt, daher rauchen manche Menschen eine Kippe nach der anderen. Darunter auch Spider und seine Assistentin.
Der Hauptplot beschäftigt sich mit investigativem Journalismus, Spider ist einer politischen Verschwörung auf der Spur und geht dieser mit der Hilfe seiner Assistentin (bzw. später gleich zwei Assistentinnen) nach. Er schreibt eine Kolumne namens “I hate it here” und nutzt diese als Sprachrohr an die gewöhnlichen Menschen und zum äußern seiner Rants.
Das besondere an Transmetropolitan ist der abgefahrene Stil von Warren Ellis und sein bewusstes Meiden von irgendwelchen käsigen Klischees - stattdessen bedroht Spider jeden zweiten seiner Interviewees mit einem Verdauungs-Disruptor und ruft gerne mal einen apokalyptischen Durchfall bei Politikern hervor, anstatt mit stereotypischen Journalismustropen daherzukommen. Auch die aufgedeckten Intrigen und Ungerechtigkeiten in den zahlreichen Subplots zeigen sich nicht als patriotische oder heroische Akte der selbstlosen Berufung von Spider Jerusalem - sondern zeigen die Schattenseiten einer Gesellschaft, die der unseren gar nicht so unähnlich ist. Prostitution, Korruption und Doppelmoral sind beliebte Themen von Ellis, wie auch die Politisierung von Wohnprojekten und die gezielte Errichtung von Slums.
Einer meiner Lieblings-Subplots handelt von kryogenischer Präservation - Leute lassen sich einfrieren und wachen in der Zukunft auf. Anstatt freundlich begrüßt zu werden, landet die Vergangenheit wie so oft im Abfalleimer der Zukunft. Sehr coole, teils anspruchsvolle und immer unterhaltsame Sozialkritik mit Sci-Fi-Geschmack in Comicform. Was will man eigentlich mehr? Das Artwork ist natürlich Geschmackssache, der Stil von Moebius hätte diesem bereits hervorragenden Werk vermutlich noch die Krone aufgesetzt (so die Idee eines Rezensenten im Web bei der US-Site von Amazon).
Anbei sind die Links zu allen Hauptausgaben von Transmetropolitan in der englischen Originalfassung. Die deutschen habe ich nicht verlinkt, denn zum einen geht leider eine Menge in der Übersetzung flöten - zum anderen sind diese teilweise nur noch gebraucht verfügbar. Also vielleicht mal den lokalen Comicstore kontaktieren. Oder die Gelegenheit nutzen um mit der englischen Sprache warm zu werden. Es lohnt sich.
Transmetropolitan Vol. 1: Back on the Street
Transmetropolitan Vol. 2: Lust For Life
Transmetropolitan Vol. 3: Year of the Bastard
Transmetropolitan Vol. 4: The New Scum
Transmetropolitan Vol. 5: Lonely City
Transmetropolitan Vol. 6: Gouge Away
Transmetropolitan Vol. 7: Spiders Thrash
Transmetropolitan Vol. 8: Dirge
Transmetropolitan Vol. 9: The Cure
Transmetropolitan: One More Time
Transmetropolitan, Text © Warren Ellis, Artwork © Darick Roberts.
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