Brauchen wir überhaupt einen Ersatz für die eingebaute iPod App auf unseren iPhones, iPods und iPads? Wenn es nach Radsone geht, dann ja. Audiophile mögen vielleicht die Augen verdrehen, wenn man von Musikgenuss spricht und im gleichen Atemzug ein iDevice oder gar Kopf- und Ohrhörer aus dem nicht-HiFi-Bereich gar noch mit MP3 oder AAC Dateien kombiniert.
Jeder überzeugte Audiophile wird euch sagen, dass er entweder FLAC, einen tollen externen DAC oder einen Kopfhörerverstärker und alles in Kombination bevorzugt. Wenn es um Audio geht, dann scheiden sich da die Geister und Gemüter.
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Ich persönlich war überrascht wie viel Unterschied bereits günstige In-Ear Kopfhörer von einem Hersteller wie AKG machten. Auch wenn sie mir schon mehrfach durch übereifrige Katzen zerstört wurden (dünne Kabel sind äußerst verlockend für heimische Raubtiere) und in Punkto Haltbarkeit garantiert nicht überzeugen können: Meine AKG Acoustics K 324 P würde ich nicht missen wollen. Für den heimischen Gebrauch in stiller Atmosphäre empfiehlt sich dann doch wieder ein Halboffener Kopfhörer statt dem Stöpsel-Ohrhörer, da kommt z.B. ein Sennheiser HD 558 gerade recht und ist auf Dauer komfortabler.
Klang ist natürlich höchst subjektiv und bassverliebte Hörer mit anderen musikalischen Tendenzen (z.B. Gabber) würden vielleicht mit den Apple EarPods ganz gut auskommen. Mir persönlich kommt es auf relative Präzision und ein möglichst knackiges Klangbild an, bei neuen Kopfhörern muss sich das Gehör bzw. das Gehirn sowieso zuerst auf die Eindrücke einstellen und so entsteht der "Einhöreffekt", der manche sogar zur Behauptung führte, dass irgendwelche mechanischen Bauteile erst "einlaufen" müssten.
Audio als Streitthema - Subjektivität regiert
Sound ist also ein sensibles Thema (für manche Menschen) und bietet oft Anlass für aufgeheizte Diskussionen. Sicherlich hätte Kollege Ben mit seinen Sennheiser Momentum nochmal etwas anderes hierzu zu sagen. Nach oben hin ist im Audiobereich immer noch ein wenig Luft - am besten testet ihr erst gar kein HiFi-Equipment, dann seid ihr vielleicht sogar mit den Consumer-Modellen ein Leben lang zufrieden.
Aber die Lautsprecher, Kopf- und Ohrhörer sind noch lange nicht der ganze Teil der Gleichung. Es geht von der Qualität der Studioaufnahmen bzw. des Masterings über euer tatsächliches Audioformat bis hin zur Qualität diverser Komponenten in der Audiokette. Je nach Musikgenre und Band wird der Sound auch so angelegt, dass für die Nachteile der billigen Konsumentensysteme ein wenig kompensiert wird, munkelt der Audiophile.
Was lässt sich also jenseits der Hardware tun?
Radsone haben eine App entwickelt, die angeblich besser klingen soll als die iPod-App von Apple. Im Herzen der App steckt ein Algorithmus, der unter anderem das "digitale Rauschen" eurer Audioinhalte reduzieren soll. Mir ist digitale "Noise" eher in Form von Klicks und Sprüngen bekannt, die von Verarbeitungsfehlern beim Rippen von MP3s herrühren. Seitdem wir aber keine Uraltrechner mit Buffer-Underruns und Auslastungsproblemen beim Rippen mehr haben (und sämtliche MP3s aus dem Netz ebenso nicht mehr diese Kinderkrankheiten aufweisen), ist soetwas wie "digitales Rauschen" eher unwahrscheinlich. Denn entgegen analogen Signalen gibt es in MP3s nicht soetwas wie ein Grundrauschen, soweit es mir bekannt ist. Ich bin aber auch kein Audio-Ingenieur.
Digital Noise Suppression
Im Videobereich treten digitale Störungen als Folge von Kompression auf, was ihr sicherlich schon mal bei einem Stream oder Videoclip aus dem Netz mit schlechter Qualität gesehen habt - JPEG-Kompression zeigt sich als unschönes Blockmuster. Verschiedene Strategien, die sich auch oft als "Digital Noise Suppression" bezeichnen, entfernen oder kompensieren diese unerwünschten Nebenwirkungen zum Teil durch Weichzeichnen (Blur) oder komplexere Algorithmische Schritte.
Vielleicht ist also die verlorene Dynamik von MP3's gemeint, die oftmals nicht so lebhaft klingen wie eine CD mit höherer Bitrate, ein FLAC-File (praktisch verlustfrei) oder (Achtung Hipster) eine Vinylscheibe. Dahingehend lässt sich nämlich einiges faken und zurechtbiegen, diverse DSP-Plugins für sämtliche Audioplayer auf allen Plattformen bieten soetwas an. In iTunes selbst könnt ihr in den Audioeinstellungen eine Art "Klangverbesserung" aktivieren, die ebenso ein wenig Magie walten lässt.
Oftmals werden mit DSP-Plugins Percussion-Elemente hervorgehoben, die sogenannte Loudness mit einem Equalizer gestärkt oder die "Soundstage" verbreitert - also eine virtuelle Tonbühne vor euch auseinandergestreckt.
Was genau der Radsone Player davon macht, ist schwer zu sagen. Ein wenig Hall ist zu hören, eine räumliche Verbreiterung und eine Art binauraler Effekt, vielleicht auch etwas mehr Dynamik.
Der Player bietet insgesamt 4 Voreinstellungen für verschiedene Situationen, die jeweils andere Auswirkungen auf den Ton haben. Ein Preset liefert praktisch das volle Spektrum der Tonveränderung, ein Preset kompensiert besonders günstige Hardware (sowie die Lautsprecher im Auto) und eines verändert nur minimal den Ton - letzeres ist für höherwertige Lautsprecher und Kopfhörer gedacht. Das vierte Preset ist für Podcasts und Sprachaufnahmen gedacht und soll den Ton klarer und weicher (vielleicht auch wärmer) machen.
In meinem kurzen Test ist mir aufgefallen, dass die App dem nativen Player in Punkto Funktionalität in nichts nachsteht. Die Oberfläche ist mit ihrem skeumorphischen Alu-Look eindeutig Geschmackssache und wird nicht jedermann's Fall sein. Positiv ist die Unterstützung für AirPlay, was die Filter auch für umliegende Lautsprecher interessant macht.
Screenshots
Nebst den Vorgaben habt ihr auch die Möglichkeit, insgesamt 3 eigene Presets mit zwei Slidern zu konfigurieren. Außerdem gibt es einen vernünftigen 10-Band-Equalizer, der über zahlreiche Presets und deutlich hörbare Auswirkungen verfügt.
Musik kann, wie über den nativen Player gewohnt, nach Alben, Interpreten, Titeln oder Playlisten gefiltert werden. Auch Podcasts werden eingebunden.
Die tatsächlichen Auswirkungen der Effekte sehe ich mit gemischen Gefühlen: Der HiFi-Modus zeigte bei mir auf 6 verschiedenen Kopfhörern aus sämtlichen Preiskategorien und auf einem HiFi-System mit aktiven 3-Kanal Lautsprechern wenig bis unhörbare Unterschiede. Die anderen Modi haben recht deutliche Auswirkungen und lassen die Musik definitiv anders erscheinen, Verzerrungen oder übersteuerte Passagen treten praktisch nicht auf.
Fazit: Ausprobieren schadet nicht
Ob einem die Klänge von Radsone gefallen ist wohl Geschmackssache. Mit billigen Kopfhörern oder den Apple EarPods könnte die App empfehlenswert sein, um eventuell verschluckte Details und Nuancen besser wahrnehmen zu können und die "Soundstage" zu verbreitern. Wer gerne mit dem Klang seiner Musik herumspielt und auch mit einem 10-Band-Equalizer etwas anfangen kann, wird mit der App sicherlich seine Freude haben. Wunder kann man hierbei jedoch nicht erwarten, vor allem mit Prosumer-Hardware tendiert man doch irgendwann zur Bevorzugung des Standardklanges, da dieser auf einem iPhone 5 wirklich in Ordnung ist.
Getestet wurde mit 320kbps MP3s diverser Genres von Acoustic, Rock über Metal bis hin zu elektronischer Musik, Rap und Klassik.
Die Radsone App ist in einer Free Version im App Store erhältlich, für den vollen iPhone 5 Support und mehr Presets dürft ihr 8,99€ auf den Tisch legen. Für den Durchschnittsuser sicherlich ein happiger Preis und vermutlich auch der Grund für einen Mangel an Rezensionen im App Store, in Japan hingegen ist die App äußerst beliebt. Am besten ist wohl, ihr macht euch ein eigenes Bild mit den eigenen Kopfhörern.
Wir verschenken übrigens 5x die RADSONE Music Player App im Wert von 8,99€:
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