Soylent ist die Erfindung eines Informatikers, der vor 2 Monaten bereits mit seinem Wunderpulver durch die Medien ging. Rob Rhinehart ist ein 24 Jahre alter Softwareentwickler mit wenig Zeit und wenig Lust zum Kochen.
Rob störte sich an der Situation seines Freundes, der aufgrund von medizinischen Problemen (Schwäche in einem Arm) nicht mehr in der Lage war, vernünftig für sich selbst zu Kochen. Durch die Situation bedingt, nahm sein Freund stark ab. So stark, dass er deswegen einen Krankenhausaufenthalt dazwischenschieben musste - Rob wunderte sich also, weswegen die Nahrungsaufnahme der Menschheit nicht so durchoptimiert ist, wie viele andere Aspekte unserer technisierten Kultur.
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Zeit ist Geld ist Schnitzel
Kochen kostet Zeit, ist aufwendig (wenn man es vernünftig machen will) und niemand hat so wirklich Überblick über seine Ernährung. Welche Nährstoffe fehlen könnten, welche Nährstoffe im Übermaß aufgenommen werden und vor allem wo denn nun alle Nährstoffe enthalten seien, läge dem Durchschnittsmenschen nicht gerade nahe. Die Recherche wäre mühsam, die Planung unnötig zeitraubend. Jeder siebte Mensch ist mangelernährt, was nicht nur an den Krisenregionen liegt, sondern auch an der miserablen Ernährung unserer allzeitbeschäftigten und fehlfokussierten Kultur. Von den übergewichtigen Amerikanern (und auch Niederländern und Deutschen) mal ganz abgesehen.
Die Lösung von Rob ist ein spezielles Pulver, das Nahrung auf das funktionelle Mindestmaß reduziert. Der beigefarbene Schleim Cocktail soll den Körper mit allen nötigen Bausteinen versorgen, um in vollem Umfang zu funktionieren.
Menschen mit Allergien, Fettleibigkeit, hohen Cholesterolwerten (bei der fiesen Variante), Sodbrennen, Verdauungsproblemen, häufigem Durchfall oder eben radikalem Zeitmangel (bzw. der radikalen Intoleranz gegenüber den Mühen des Kochvorgangs) sollen davon profitieren und Soylent als Ersatz für traditionelle Nahrungsmittel nutzen können. Das Pulver übersteht mehrere Jahre Lagerung, ist sehr günstig und leicht zu transportieren.
Wer sich ein bisschen mit Lebensmitteln und unserer Kultur auseinandersetzt, weiß dass wir die Hälfte der (größtenteils unter Einsatz von Pestiziden bzw. Wachstumshormonen und Antibiotika) erzeugten Nahrung einfach wegschmeißen. Das geschieht in Supermärkten, die ansonsten Einbußen in ihrem Umsatz verzeichnen müssten, weil die frische Ware nach bestimmten Vorschriften und internen Richtlinien irgendwann nicht mehr verkauft werden darf. Aber auch in den Haushalten zahlloser Konsumenten, die ineffizient eingekauft oder geplant haben, wo das Essen dann im Kühlschrank vor sich hindümpelt.
Soylent als Basisnahrung - Essen als zusätzliches Genussmittel
Gäbe es eine Basis, so Rob Rhinehart, von der sich jeder ernähren kann, wäre das genussvolle Essen diverser Speisen eine explizit gewählte Freiheit, die wir uns zum Genuss gönnen. Chemische und biologische Bedürfnisse würden durch das Pulver abgedeckt, dass jedem Menschen zu einem erschwinglicheren Preis zur Verfügung stünde. Rhinehart sieht darin eine Minderung des Welthungers, eine Minderung der Zivilisationskrankheiten und eine Minderung von Unterernährung bzw. Mangelernährung.
Die Kampagne von Soylent läuft nicht über Kickstarter, aber nach einem praktisch identischen Schema. Die Jungs hinter dem Produkt haben somit die Provision der Plattform selbst eingesteckt, was angesichts der großen technischen Herausforderungen vielleicht gar keine so schlechte Idee war. In der Herstellung von Soylent, der Distribution und Qualitätssicherung wird es sicherlich noch so manche Überraschung geben. Noch ein ganzer Monat ist übrig und das Projekt erfuhr bereits das doppelte der erhofften (oder öfffentlich angepeilten) Investments. Aktuell liegt die Finanzierung somit bei über 200.000 US-Dollar.
Was ist in der Pampe drin? Kurz: Alles was wichtig ist
Die Inhaltsstoffe von Soylent werden aktuell nicht angegeben. In der aktuellen Mischung finden sich allerdings laut den Herstellern keine Bestandteile, die nicht vegetarisch sind. In einem Interview mit Vice hieß es aber noch, dass im Fett der Mischung nebst Olivenöl auch Fischöl enthalten sei, das für die Omega-3-Fettsäuren aufkäme. Vielleicht ist aktuell also eher Pesci-Vegetarismus gemeint. Soylent in der jetzigen Form ist ansonsten laktosefrei, halal und frei von sämtlichen gängigen Allergenen, so die Macher. Vor allem sind die wichtigen Dinge drin: Vitamine, Mineralstoffe, Aminosäuren und andere Makronährstoffe, Kohlenhydrate und Fett. Außerdem Antioxidantien, Nootropika (wie z.B. Gingko Biloba) und Probiotika. Die Kohlenhydrate sind Oligosaccharide á la Zucker, aber angeblich anhand der längeren Moleküle relativ lange im Stoffwechsel aktiv und somit ein stabiler Lieferant für Energie, entgegen einem Zuckerschock.
Erste mehrmonatige Tests: Soylent macht angeblich happy, wachsam & fit
Die Macher und einige Tester sind nun seit mehreren Monaten hauptsächlich auf Soylent unterwegs und sehen eigentlich ganz gesund aus. Laut ihren Angaben fühlen sie sich smart, fit und auch hinsichtlich der Laune ziemlich gut. Zwar entfällt das lästige Kochen aus Zwang, dafür muss aber jedes mal der Mixer betätigt und gereinigt werden. Die Mahlzeit ist ziemlich schnell aufgenommen und kann auch mal nebenher getrunkten werden.
Nährstoffe statt Nahrungsmittel
Laut dem Erfinder brauchen wir Kohlenhydrate, nicht Brot. Aminosäuren, nicht Milch. Vitamine und Mineralstoffe, nicht Obst und Gemüse. Die Konsumenten von Soylent können nach wie vor normale Mahlzeiten zu sich nehmen, ansonsten wäre das Pulver + Öl eine sehr günstige Alternative, die zudem auch noch die überstrapazierte Ökologie unseres Planeten schonen würde. Ließe Soylent sich so günstig produzieren wie eine Tasse Kaffee, wäre das Zeug eine hervorragende Waffe gegen den Welthunger, so Rhinehart.
Meine persönlichen Erfahrungen mit Aminosäuren
Ich sehe die ganze Geschichte etwas zwiegespalten. Mir ist beim gelegentlichen Verzehr von Proteinshakes (caseinbasiert) mal aufgefallen, wie viel mehr Energie ich nach so einem Shake hatte. Bei der Analyse der Inhaltsstoffe fiel mir auf, dass darin vielleicht das Vitamin B12 eine Rolle spielen könnte, aber dieses wirkt schließlich nicht so kurzfristig und temporär. Außer einigen Vitaminen war sonst nichts in dem Shake - bis auf das Eiweiß. Proteine sind biologische Makromoleküle und bestehen bekanntlich aus Aminosäuren, von denen wir verschiedene mit der Nahrung aufnehmen können. Ein sogenanntes vollständiges Protein hat alle neun essenziellen (lebenswichtigen) Aminosäuren in einem Lebensmittel vereint. Das betrifft alle tierischen Speisen wie Fleisch, Fisch, Geflügel, Käse, Eier, Joghurt, Milch (mit Außnahme von Gelatine).
In Milcheiweißpulver (Casein) sind alle neun enthalten, obwohl ein großer Teil der Milch wegfällt. Wer ein solches Pulver zu sich nimmt, weiß dass es in Kombination mit Wasser noch lange nicht nach Milch schmeckt. Der unmittelbar spürbare Effekt ist jedoch erheblich stärker ausgeprägt, als beim Verzehr von Milch. Es kommen also Faktoren wie Bioverfügbarkeit ins Spiel, wo der Körper selektiv bestimmte Nährstoffe aus der Nahrung aufnimmt und andere liegen lässt, oder aus irgend einem Grund die Aufnahme gehemmt wird (beispielsweise durch andere Inhaltsstoffe der Nahrung). Das macht Ernährung auf den ersten Blick ziemlich kompliziert und lässt Menschen wie Rhinehart eine Ineffizienz sehen, was verständlich ist. Wer hat schon alle Wechselwirkungen von allen Lebensmitteln und Lebensweisen im Kopf? Eier hemmen beispielsweise die Aufnahme von Vitamin B12, das in den Eiern enthalten ist. So ziemlich jeder Tee hemmt die Aufnahme von Eisen und anderen Nährstoffen beim Frühstück, Kaffee ist auch kontraproduktiv. And the list goes on.
Umso überraschter war ich, als ich feststellte, dass eine ganz bestimmte Aminosäure die aufweckende Wirkung auf mich hatte. Es handelt sich dabei um Tyrosin bzw. L-Tyrosin, das in der freien Form als Pulvergetränk verfügbar ist. Ein winziger Messlöffel von diesem Pulver - gemischt mit ein wenig Wasser - sorgt auf relativ nüchternen Magen bei einigen Menschen für einen lange anhaltenden Zustand geistiger Schärfe und verbesserter Fitness, insbesondere in Stress-Situationen oder bei zu wenig Schlaf. Der nüchterne Magen ist hier das Schlüsselwort: Tyrosin bringt rein gar nichts, wenn es mit einer Mahlzeit zusammen eingenommen wird. Das hängt offenbar (ich bin weder Mediziner noch Ernährungswissenschaftler und übernehme keine Haftung!) mit dem "Wettkampf" zusammen, den sich das restliche Protein mit dem Tyrosin liefert - der Körper nimmt es nicht effektiv auf.
Aus diesem Standpunkt kann ich das Soylent Projekt voll und ganz verstehen, so hat mir Tyrosin geholfen, meinen Kaffee-Konsum von mehreren Tassen am Tag auf eine gelegentliche Tasse herunterzuschrauben. Und mich mittelweile seit vielen Wochen trotzdem fitter und konzentrierter als sonst zu fühlen, egal ob beim Sport oder bei der Arbeit. Die Wirkung von Tyrosin ist logischerweise besonders ausgeprägt, wenn prinzipiell ein Mangel an dieser Aminosäure bestand. Sei es durch genetische Prädisposition, zu viel Arbeit, zu viel Stress oder zu wenig Schlaf. Woher der Mangel bei einem eigentlich rundum gut ernährten Menschen kommt, der sich ausgewogen, saisonal und proteinstark ernährt - weiß irgendwie keiner so recht. Schaut man in Bodybuilderforen (da sind die Aminosäurenkonsumenten Nr. 1), findet man widersprüchliche Inhalte. Schaut man in passende Research Paper, findet man ebenso widersprüchliches Zeug. Ernährung ist nach wie vor eine furchtbare Black Box in vielerlei Hinsicht.
Weil mir der regelmäßige (allerdings aktuell nicht jeden Tag auftretende) Konsum von L-Tyrosin (übrigens hier bei Amazon oder im Nahrungsergänzungs- Sporthandel erhältlich) etwas bringt, muss das noch lange nichts beweisen. Vielleicht hilft es auch nur einer ausgewählten Gruppe von mangelernährten Nerds, who knows. Das hier soll auf jeden Fall keine Anleitung sein und nur meine Eindrücke wiederspiegeln.
Soylent könnte tatsächlich positive Auswirkungen auf das Wohlbefinden haben
Ich bin wie gesagt nicht vom Fach und kann nur meine eigenen, positiven Erfahrungen mitteilen und verstehe daher die Motivation hinter Soylent sehr gut: Ernährung vereinfachen, optimieren, beschleunigen und ökonomischer angehen.
Anders als bei der Science-Fiction-Story handelt es sich hier übrigens nicht um eine zunächst als Soja-Linsen-Plankton-Mischung angenommene Nahrungsquelle, die sich später als aus Menschenfleisch geerntete Speise ("Soylent Green is People") herausstellt.
Aktuell ist Soylent nur in den Staaten zugelassen, da es noch durch sämtliche Regulationen zurückgehalten wird, die wir hier so mit Lebensmitteln aufrechterhalten. Als Lebensmittel würde es in Deutschland wahrscheinlich sowieso nie gelten, sondern eher als Nahrungsergänzungsmittel.
Wo die Gefahren einer solchen "Maschinenernährung" liegen, lässt sich aktuell noch gar nicht festmachen. Viel schlimmer als Getränke mit bergeweise Raffinadezucker pro Glas oder Cellulosebrötchen mit unidentifizierbarem, frittiertem Fleischanteil und hohem Wachstumshormon- und Antibiotikapart kann es eigentlich nicht werden. Vielleicht Monsanto-Mais in Pestizidsoße.
Da die Zauberpampe sogar ganz gut schmecken soll, würde ich sie tatsächlich probieren. Wie sieht es bei Euch aus?
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